Teichgebiet Freisbach
Ehemalige Fischzuchtanlage bei Freisbach
Die Gruppe Neustadt der POLLICHIA betreut seit 2015 offiziell ein Feuchtbiotop von 6 ha bei Freisbach / Kreis Germersheim. Die ehemalige Fischzuchtanlage ist nach der Auflassung schon seit 20 Jahren an Naturschützer verpachtet. Die neun Becken von 50.000 m² haben nur geringen Zugang zum winterlichen Grundwasser und fallen im Sommer trocken. Sie mussten einst vom Züchter mit allzu hohem Energieeinsatz künstlich bespannt werden. Acht Jahre lang befüllte dann der Autor jeden zweiten Tag im Sommer eine Teilfläche als mühevolle Rettungsmaßnahme für Restpopulationen von Feuchtgebietsarten, die vorher 25 Jahre lang die Anlage mit ihren wechselvollen Wasserständen besiedelten.
Nachdem Ende der untragbar gewordenen, ganzjährigen künstlichen Bespannung im Jahr 2003 kames folglich regelmäßig zu vorzeitiger Austrocknung mit katastrophalen Auswirkungen auf die Tierwelt mit ihren bedeutenden Artenvorkommen. Dieses höchst gefährdete Angebot von ausschließlich periodischen Gewässern wurde nun im Oktober 2015 durch den Aushub von 7.000 m³ mit stellenweise 2 m tiefen Bereichen überführt in ein Mosaik von ganzjährig und auch nur periodisch wasserführenden Grabensystemen, Kleinteichen, unzähligen Tümpeln, Flach- und Tiefwasserzonen in den Seggen- und Schilfflächen. Das Aushubmaterial meist kiesigen und sandigen Ursprungs wurde zu hohen, steilen und zerklüfteten Dämmen oder Inseln aufgeworfen. Mit mindestens 1.000 m Länge stellt es völlig neue und wertvolle Trockenbiotope für wärmeliebende Arten von Eidechsen bis Wespen dar. Es ergänzt die Feuchtbereiche ideal für Brut, Rast und Nahrungssuche. Jetzt garantiert vor Austrocknungsverlusten bewahrt, wird dies den (seit der Umwandlung der einstigen Sumpfwiesen „Im Ruß“ durch Fischzüchter 1972) teilweise beachtlichen Wert für periodisch oder ganzjährig an Binnengewässer gebundene Arten wied
er enorm steigern.Die Ortsgemeinde Freisbach ist Verpächter der Fläche. Mit 1,6 km Zaunlänge (bei erstaunlichem Vertrauen der Vögel in den hohen Zaun) ist sie vor dem Betreten geschützt und wird von Damhirschen gegen Verbuschung gepflegt. Seit 1995 leistet eine Pächtergemeinschaft hiermit ausschließlich eigenen Mitteln ausgeklügelte Naturschutzarbeit. Die Baggerarbeiten und Pflegekosten der neuesten Maßnahme finanzierten – als Teil ihrer Erschließungskosten – die Grundstücksbesitzer des benachbarten, 1,6 ha großen Neubaugebiets, der Schwere der Eingriffe entsprechend von der Kreisverwaltung taxiert. Der Pflegevertrag mit der Gemeinde erfordert langfristig einen Verein in Gestalt der POLLICHIA. Planung und Bauleitung trug ehrenamtlich die POLLICHIA Neustadt mit den Aktiven Kurt von Nida und Fritz Thomas.
Privates Paradies mit Schicksal
Wie so oft sind in unserer meist rücksichtslos verplanten und genutzten Landschaft einzelne Persönlichkeiten die Wahrer und Gestalter wertvoller Biotope. Nachdem Umweltpfarrer Gerhard Postel nach Freisbach umgezogen war, machte er 1995 seine Freunde Hermann-Josef Schwab, Bellheim und Kurt von Nida, Kleinfischlingen auf die aufgelassene Fischzuchtanlage am nördlichen Ortsrand aufmerksam. Die drei in Biotopgestaltung erfahrenen Männer stiegen mit beachtlichem finanziellem Einsatz als Pächtergemeinschaft ein, um ein Optimum an gut behütetem Feuchtbiotop heraus zu kitzeln. Damals war gerade noch ein kleines Becken von 2.000 m² bespannt und mit den verbliebenen Karpfen besetzt.
Die Instandsetzung der Einzäunung schützte bald wieder Rohrweihenbrut, Eisvogel, Feldschwirl und Wasserrallen vor Hunden und störenden Besuchern. Die Mühe der ganzjährigen künstlichen Bespannung von zweien der neun Becken, die einst vom Züchter aus Fehleinschätzung viel zu hoch über dem sommerlichen Grundwasserstand angelegt worden waren, wurde belohnt mit reicher Wasservogelwelt, erfolgreich reproduzierender Amphibienpopulation und Massenschlupf von Libellen in immerhin noch 10.000m² vegetationsreichem Flachwasser. Sehr beeindruckend waren im Jahresablauf z. B. Beobachtungen von Spießente, Krickente, Knäkente, Löffelente, Pfeifente, Alpenstrandläufer, Flussuferläufer, Tüpfelsumpfhuhn als einige Höhepunkte in der Reihe von 17 Brutvogelarten und 67 Gästen innerhalb des Zaunes.
Auch Bekassinenbalz und Wachtelkönigrufe erfreuten das Ornithologenherz. Ob Schlafplatz der Kornweihe oder Winterquartier der Bergpieper, die Anlage hatte „einen Namen“ unter diesen Touristen. Die Beweidung übernahmen Gerhard Postels Schafe.
Nach dem Extremsommer 2003 mit starkem Absinken des Grundwassers gaben die Pächter die teure Bespannung endgültig auf. Der Aufwand an Ressourcen war zu hoch. Jahre vorher schon ließ von Nida punktuell (und damit auch neue Strukturelemente einfügend) Vertiefungen zur Rettung der Bestände anlegen. Dies geschah 2010 nochmals mit Mitteln der POLLICHIA, als Fritz Thomas im Zug seines Programms zur Verbreitung des Laubfroschs den neuerlichen Versuch vorschlug. Angesichts der geringen Niederschläge vieler trockener Jahre und der Lage im Lee der höchsten Haardtrandberge reichten auch diese Hilfen nicht mehr. Die alte Bedeutung als Feuchtgebiet war bis 2015/2016 verloren. Erst die Genehmigung, teilweise bis auf 200 cm unter Teichbeckenflur ausheben zu dürfen, brachte die Rettung mit einem spätsommerlichen Mindestwasserstand in diesen Gräben von 50 cm. Leider durfte Gerhard Postel (gestorben2012) diese Krönung seiner Biotopgestaltung nicht mehr erleben! Seit seinem Tod ergänzt sein Sohn Mark Postel die Pächtergemeinschaft und betreut erfolgreich das Beweidungsprojekt.
Das Potential einer komfortablen Situation
Diese Anlage am Ortsrand gehört zur Modenbachaue, die hier von Südwesten zum Speyerbach-Schwemmkegel hinzustößt. Exakt am Grundstück läuft der Nordrand der Schwegenheimer Lößplatte mit seiner Talwegterrasse sanft in die Aue aus. Diese kommt von Westen herunter in Gestalt wertvoller, wechselfeuchter Mähwiesen in einer Breite von etwa 200 m bis an den Zaun heran. Das Gemüseland Freisbachs schiebt sich recht winklig in die Anlage hinein. Mit einem Innen- und einem Außenwinkel lagert sie sich nördlich und östlich unmittelbar an den Freisbacher Wald an, dessen Ausbreitung bei Aufgabe der Beweidung unaufhaltsam wäre. Damit schirmt der dichte Wald segensreich gegen kalten Nord und Ostwind ab.
Diese besondere Gunst wissen die Amphibien mit früh erwärmten Laichplätzen zu schätzen. Solches wurde gezielt auch mit dem südlichen Vorland der neuen Dämme angestrebt, wo Libellen, Mücken, Wespen, Schmetterlinge und Wasserinsekten die gleichen Vorteile nutzen. In diesem Windschatten jagen Wasserfledermäuse und die Dorfschwalben. Zur Zugzeit finden Trupps von männlichen Hausrotschwänzen mehrere Tage lang Insekten an den Südseiten der Dämme. Stare fallen zu Zehntausenden ins Schilf ein, ebenso Trupps von Goldammern, Rohrammern, Hänflingen, Bachstelzen, die sich hinter Zaun, Dämmen und Gräben hervorragend geschützt fühlen. Nur Habicht, Sperber, Baumfalke und Merlin drohen mit Überfällen. Aber auch Schwarz- und Rotmilan suchen das Gelände ab und sorgen wie Rohrweihe, Turmfalke und Bussarde für etwas Unruhe unter den Gästen auf den Halmen.
Das Potential dieses Geländes ist zudem recht groß, weil es immerhin 60.000 m² Platz bietet. Innerhalb der Anlage gibt es deshalb abgeschlossene Reviere, die die Ansprüche vieler Tierarten vor Ort komplett decken. Wenn mehrfach (z. B. Wasserralle, Teichrohrsänger, Rohrammer, Ringelnatter) oder zahlreich (Sumpfschrecke) vorhanden, sichert dies Populationen. Viele Wechselbeziehungen resultieren daraus. Durchzogen von alten Dämmen ist die Anlage stark gegliedert und befindet sich in vielfältiger Korrespondenz mit Waldrand, Wald und der offenen Landschaft, was einerseits die wandernden Amphibien und, mit dem Angebot breiter, gehölzfreier Anflugseiten, die Limikolen, Weihen, Störche, Silberreiher usw. zufriedenstellt.
Begeisternde Gestaltungsfreiheit für Spezialisten
Bei der Planung der neuen Gewässer gingen der Autor und der Koproduzent Fritz Thomas davon aus, dass, wie z.B. im benachbarten Wald, im Februar der Grundwasserspiegel nur 5 cm unter Flur steht, jedoch nach den mittlerweile üblichen fast niederschlagsfreien Frühling
smonaten später eine Absenkung auf 150 cm zu beklagen ist. Zur Anpassung an die Lebensraum- und Revieransprüche mussten ganzjährige Wasserstände größer als 50 cm auch für Zwergtaucher, Tauchenten, Teichhuhn und Blässhuhn erzeugt werden, die zudem einige größere zusammenhängende Wasserflächen brauchen. Einerseits sollen dichte Vegetation im Verlandungsbereich, andererseits immer Bereiche mit vegetationsfreien Spülsäumen, Flachufern und Flachzonen, Stocherflächen für Limikolen und gleichzeitig auch Ruhe- und Sammelplätze vorhanden sein. Es wurden etliche Steilwände für den Eisvogel vorbereitet. Inseln von 1 – 200 m² und von Gräben umgebene feuchte Beckenflächen bis zu 1.000 m² ergeben sichere Plätze für Bodenbrüter. Viele Kleinbuchten zum Rückzug in den Sichtschutz vermehren die wertvolle Uferstrecke zusätzlich in der tatsächlichen Länge, wie auch Zacken und Zähne. Viele unterschiedliche Wassertiefen für verschiedene Insekten, Amphibien, Wasserpflanzen sowie auch Sohlenschwellen und Buckel als Stocherflächen bei Niedrigwasser wurden vom Baggerführer mit großem Geschick verwirklicht. Überall wurde den Kaulquappen die rechtzeitige Abwanderung aus verlandenden Senken (tödliche Fallen) ins tiefere Wasser mit Verbindungskanälen gesichert.Periodische Kleintümpel sollten bis Juli dem Amphibiennachwuchs Heimat gestatten, wozu im Zentrum 150 cm auszuloten waren. Die bis auf 200 cm eingetieften Gewässer wurden mit Wällen hiergegen abgeschirmt, damit bei Hochwasser keine Fische in die Amphibienbereiche einwandern können.
Immerhin lebt trotz der bislang bedrohlichen Verhältnisse hier schon der Laubfrosch mit mehreren Hundert rufenden Exemplaren, in deren gewaltiger Lärmwand Knoblauchkröte und Wechselkröte nicht zu hören sind. Das Grummeln des braunen Grasfrosches kommt aus mehreren Becken. Springfrösche laichen im März 2016 mit mindestens 150 Ballen weitläufig in den Bereichen ab 50 cm Tiefe. Moorfrosch mit kleinem Vorkommen und Erdkröte, Teichmolch und der besonders begrüßte Kammmolch ergänzen die Liste.
Zwei kleinere Becken wurden durch schrägen Bodenabtrag zur Stocherfläche für Limikolen vorbereitet, und deshalb ist das maschinelle Mähen im August ermöglicht. Die Dämme und Wälle gelten nun außerdem als Sichtschutz gegen Spaziergänger, Hunde und Fahrzeuge. Dank dieser Vorsorge fliegen aufgestörte Enten, Reiher, Störche nur mehr einige Meter weiter an den Teich hinter dem nächsten Damm.
Die Wunschliste der Schützlinge
Die ganz speziellen Ansprüche der Vogelarten wurden folgendermaßen berücksichtigt:
- Für Zwergtaucher ganzjährig offene Flächen, eingerahmt von geflutetem Schilf, Binsen und Seggen auf Inselchen.
- Für Gründelenten viele vegetationsreiche Flachzonen mit sicherer Deckung an den Ufern.
- Für Tauchenten Tiefbereiche mit Pflanzenwelt für Wassertiere und ihre Kreisläufe.
Blässhühner lassen ihren Nachwuchs mit seinen leuchtenden Köpfchen von den Wasserburgen am seichten Ufer in die Schilfzone rudern und bringen von ihren Tauchgängen tierische und pflanzliche Nahrung hoch. Auch das Teichhuhn führt seine Jungen an den gezähnten Grabenrändern mit überhängenden Halmen und Blättern, um vor der Rohrweihe rasch wegschlüpfen zu können. Die Wasserrallen genießen die Pirsch von der Ufervegetation ins undurchdringliche Labyrinth der Großseggenwiese , die wie gekämmt in der Sonne glänzt und wo es im Halbdunkel ihres Morastbodens von Kleinspinnen und Insekten wimmelt.
Störche können sich auf trocken gefallenen Flachzonen oder den Äsungsflächen und dauerhaften Wechseln der Damhirsche bewegen. Graureiher, die am Rand auf den Waldbäumen warten, bis die Luft rein ist, finden eine Unzahl von Standplätzen und Pirschstrecken vor. Der Purpurreiher, der auch manchmal das Modenbachgebiet und dort unsere stillen Naturschutzgewässer heimsucht, kann in der Anlage unter vielen versteckten Tümpeln wählen oder unbemerkt an Gräben am Waldrand hinter hohen Dämmen jagen. Den Kormoranen werden Bäume am Waldrand und aufgetürmte Inselchen und die Dämme ins Jagdkonzept passen.
Den Bekassinen, die vor der Jahrtausendwende hier noch balzten, genügten damals die Flachwasser- und Sumpfstellen der neun Becken. Im März 2016 nutzen einige Exemplare bei sinkendem Wasserstand die Kilometer lange flache Uferzone der nagelneuen Gewässer und vertrauen ihrer hervorragenden Tarnung vor den braunen Erdhaufen und winterlichen Seggen, die beste Brutplätze abgeben würden. Für andere Watvögel wie den Bruchwasserläufer und seine Verwandten wurden Flächen geschürft, die im August gemäht und in der Zugzeit offen, feucht und nass Nahrung zum Aufpicken und Stochern versprechen. Erst recht gilt dies für die Flachbereiche und Ufer in Trockenperioden. Für Flussregenpfeifer sind in der Brutzeit im Moment noch sehr viele kiesige und sandige Offenstellen interessant.
Der Eisvogel kann an Steilufern auf mehreren Abschnitten die sicherste Stelle besetzen. Schwarzkehlchen und Dorngrasmücke, die mit ihren Familien immer die Zäune bevölkern, dürfen nun auch an wilden Dammböschungen einen Brutplatz suchen. Auch die Goldammern und Baumpieper des Waldrandes und des Modenbachufers brüten in Bodennähe. Die Bachstelzen finden ihren Kasten. Der Kuckuck wird wie immer im Gelände für Aufruhr sorgen. Außer dem Schwarzspecht, den Kleibern und Baumläufern nebenan fliegen von dort alle Mönchsgrasmücken, Rotkehlchen, Zaunkönige, Amseln, Singdrosseln, Stare, Finken, Meisen, Ringeltauben, Grünspechte und Rabenvögel in das sonnige Eldorado ein. Neuntöter warten auf den Zaunpfählen, bis die Insekten aus der Anlage ausschwärmen, speziell frisch geschlüpfte Libellen.
Schlaflose Nächte
Bei der Gestaltung der Gewässerprofile ging der Autor davon aus, dass viele neu ausgebaggerte Bereiche im Hoch- und Spätsommer austrocknen werden – und sogar sollten, um den Kaulquappenfeind Fisch zu verhindern. Hingegen müssen in den Gräben noch Reserven
von 10 – 50 cm bis zu den Winterniederschlägen vorgehalten werden. Der Autor hat sich die Aufgabe gesetzt, praktisch überall bei jedem Pegelstand von 150 bis 0 auf den vielen jeweils freigelegten Niveaus immer stark variierte Uferlinien, Inselchen, Flachzonen, Verstecke und Stocherflächen zu garantieren. Die Baggerschaufel wurde so dirigiert, dass mit treppenartigen Stufen, verbliebenen Nasen und halben Kesseln Strukturvielfalt hineinkam. Immer wieder wurden flach abgehobene Soden an allzu exakt abgeschabte Böschungen angeklatscht, z. B. für ein Versteck und als Ansatz rascher Vegetationsentwicklung, sofort jetzt im 1. Jahr vom Springfrosch angenommen, um in der kahlen Umgebung den Laichballen zu fixieren.Die Gräben von 20 bis 100 m Länge wurden in Kurven geführt, um Einblicke (Spaziergänger, Fahrzeuge) zu begrenzen und jeweils Flucht hinter Krümmungen mit wenigen Flügelschlägen oder Tauchstößen zu ermöglichen. Schon im ersten Frühjahr ruhen Enten selbstverständlich in den sichtgeschützten Bögen, wo zusätzlich Kleinbuchten von 1 m² eine Ausweichchance signalisieren. Die in statu nascendi den Autor und den Koproduzenten Fritz Thomas erschreckenden Eingriffe in dichte Großseggenbestände oder in verschilfte Kleinparadiese werden verkraftet mit der beruhigenden Erfahrung, dass die Rhizome in kurzer Zeit (teils mit 10 m pro Jahr) die Kahlflächen zurückerobern. Dann erfreuen bilderbuchhafte Kleinsituationen von einzeln thronenden Bulten, faulendem Genist, Kanälchen und lebensvoll blinkenden Wasserstellen, in denen sich Grünfrösche treiben lassen. Die Salzbunge besiedelt dann wieder mit tausenden Exemplaren vom Bagger freigelegten Rohboden wie nebenan auf den zertrampelten Wechseln der Hirsche.
Schweiß und Raffinesse
Die Ausführung stand unter streng einzuhaltenden Prämissen. Die Kosten für die Baggerarbeiten mussten durch größtmöglichen Nutzen für die Natur gerechtfertigt sein. Der finanzielle Rahmen sollte ein Optimum an Aushubmenge hergeben. Das wichtigste Ergebnis der Erdbewegung muss ganzjährig offenes Wasser sein. Wenn jedoch irgend möglich, soll allen weiteren Ansprüchen der Tierwelt entgegengekommen werden. Die gewaltigen Aushubmengen sollen mit geringstem Zeitaufwand abgelagert werden. Für die entstehenden Sekundärbiotope muss gelten: Die Natur belohnt Unordnung, kein Einplanieren, sondern vertikale Strukturvielfalt, ohne weitere Kosten entstehen zu lassen. Die Ablagerung muss nach dem Ausheben ohne zusätzliche, sinnlose Fahrstrecken nur durch Wegschwenken, d. h. im Stand erfolgen. Also blieb nur übrig, Gräben von 3-5 m lichter Weite zu ziehen, wenn einseitig am Rand fortlaufend abzusetzen war. Bei beidseitigen Dammaufschüttungen konnte der Uferabstand verdoppelt werden. Im Nordwesten führten die gegebenen Maße zu einer Inselaufschüttung, umschlossen von einem 200 cm tiefen und sehr breiten Graben. Um die Wasserwildnis dort vielfältiger zu machen, schloss mit der Vollendung einer 8 eine zweite Insel an. Diese liegende 8 wurde an beiden Enden von einem Graben angezapft, der nun den alten Boden dieses Beckens ringsum einfasst und damit eine flache Wiese mit Seggen und Binsen zur sicheren Brut- und Rastfläche aufwertet.
Oft war es nur möglich, in rückwärtiger Bewegung Gräben zu ziehen, den Aushub seitlich aufzutürmen und das gewünschte Profil als kleine, 30 cm hohe Stufen einer relativ steil abgetreppten Böschung in das Erdreich zu kratzen. Damit ergab sich aber eine sehr interessant zerklüftete Uferzone für jeden Wasserstand. Auch bei den neuen Tümpeln und ihren Verbindungskanälchen bewährten sich auf diese Art die Zähne der Schaufel für wilde Sohlen- und Böschungsgestaltungen. Streng wurde vermieden, der alten Vegetation der Beckenflächen unnötigen Schaden zuzufügen, indem der 17-Tonnen-Bagger mit seiner Reichweite von 7 m auf einem vorgeplanten Weg blieb, ohne rotierend und unüberlegt den Standort wechselnd die Pflanzendecke zu ruinieren. Die Fahrwege wurden mit dem Gestaltungspartner im Cockpit ständig abgesprochen und vereinfacht, was auch viel Zeit und Geld sparte.
Hinweise für Kollegen
Bewusst wurden die Arbeiten in die trockenste Phase des Winterhalbjahres gelegt – in den Oktober, wo der Wasserstand 150 cm unter alte Beckenflur abgefallen war. Damit herrschte bis auf 2 m Tiefe freie Sicht für die Sohlenprofilierung. Das Wasser zog sich nur langsam bei. Im vorangegangenen nassen Februar 2015 lehnte es der Autor ab, in einer dann wohl braun-trüben Brühe die Baggerschaufel nach Form und Tiefe wühlen zu lassen. Außerdem war jetzt der Aushub in diesem gering feuchten Zustand viel leichter zu mobilisieren. Der Bagger bewegte sich spielend leicht, ohne einzusinken. Die Flurschäden blieben angesichts des trockenen Geländes so gering wie möglich, was wichtig für den Neustart war, der ja auf dem Inventar der geschonten Restflächen mit seinen Tieren und Pflanzen aufbauen soll. Die ausgebaggerten Bereiche wurden sofort endgültig ausgestaltet und nicht nochmals für Korrekturen angefahren.
Ausblick und Dank
Diese derart raffiniert profilierte Wasserwildnis berechtigt nun zu großen Hoffnungen. „Es wird explodieren“, prophezeien die Fachleute. Der Freisbacher Gemeinderat hat mit dem Beschluss, den von den Bauherren bezahlten Ausgleich in diesem Gelände durchführen zu lassen, den Dank des ehrenamtlichen Naturschutzes hoch verdient. Die ausführende Baggerfirma Renner aus Böbingen hat in nur 15 Arbeitstagen Großes geleistet mit viel Geschick und optimalem Einsatz von Maschine und Mann. Erschließungsträger und Behörden sind des Lobes voll über die seltene Effektivität, mit der die geringen Mittel von 15.000 Euro zu einer solch wertvollen Anlage mit der Bewegung von 7.000 m³ genutzt wurden. Die Pflegemaßnahmen der kommenden Jahre werden den Beobachtungen und Veränderungen Rechnung tragen.
Kurt von Nida, Kleinfischlingen
aus P O L L I C H I A - K U R I E R 32 (2) – 2016