Bergwiese und Eiswiese bei Tiefenthal
Bei Tiefenthal in der Pfalz stehen zwei Kleinode inmitten landwirtschaftlich genutzter Flächen als Naturdenkmäler und Natura 2000-Fläche unter Schutz. Eingerahmt von Gehölzen unterschiedlicher Zusammensetzung sind die vorliegenden Pfeifengraswiesen und kalkreichen Niedermoor-Flächen von überregionaler Bedeutung. Mehrere gefährdete Pflanzenarten kommen hier vor, aber auch eine Population des Dunkelblauen Ameisenbläulings (Phengaris nausithous) ist hier zu nennen. Im Teilbereich der Bergwiese besitzt die POLLICHIA-Grundstücke zu deren Schutz.
Der FFH Bewirtschaftungsplan schreibt zu den Gebieten (SGD Süd, 2017): „Die Pfeifengraswiesen kommen im Natura 2000-Gebiet in drei Flächen auf dem Grünstadter Gemeindeberg vor. Die Vorkommen liegen in dem Naturdenkmal „Berg-und Eiswiesen“ und wurden in einer Mähwiese am Gemeindeberg aufgrund eines stark ausgebildeten Quellhorizontes neu abgegrenzt. Die Gesamtgröße dieses LRTs [Lebensraumtyps] beträgt knapp 1ha. Die für das Gebiet typischen Quellhorizonte sind auch in anderen Bereichen sowie auf Ackerflächen kleinflächig anzutreffen".
Der überwiegende Anteil der Flächen ist der Gesellschaft Knollendistel-Pfeifengraswiese (Cirsio tuberosi-Molinietum arundinaceae) zuzuordnen. Besonders artenreich sind die durch eine einmalige Herbstmahd gepflegten Pfeifengras-dominierten Bestände der Berg-und Eiswiese ausgebildet. Aufgrund der Topographie sind diese Bestände nicht landwirtschaftlich nutzbar. Charakterarten der wechseltrockenen Pfeifengraswiesen sind u.a. Knollige Kratzdistel (Cirsium tuberosum), Weidenblättriger Alant (Inula salicina), Spargelschote (Tetragonolobus maritimus) und Wirtgen-Labkraut (Galium wirtgenii). In der Berg-und Eiswiese existieren fließende Übergänge zu Trockenrasen sowie kalkreichen Niedermooren. Besonders hervorzuhebende Arten sind der Lungenenzian (Gentiana pneumonanthe), Nordisches Labkraut (Galium boreale), Kriechweide (Salix repens) und Mückenhändelwurz (Gymnadenia conopsea).
Beeinträchtigungen / Gefährdungen / Erhaltungszustand
Beeinträchtigungen des Lebensraumtyps gehen bei der Berg-und Eiswiese von der randlichen Verbuschung aus. Weitere Beeinträchtigungen und Gefährdungen sind der Eintrag von Nährstoffen aus angrenzenden Ackerflächen. Der Erhaltungszustand des Lebensraumtyps 6410 ist in der Gesamtschau als hervorragend (A) einzustufen. Bei den Beständen handelt es sich um Reliktvorkommen mit guter Artenausstattung, die einer Reihe von Gefährdungen ausgesetzt sind. Diese werden durch die Isolation der Standorte verstärkt.
Bewertung im Gesamtgebiet
Die Vorkommen von Pfeifengraswiesen in Kombination mit kalkreichen Niedermooren sind im südlichen Rheinland-Pfalz einmalig und daher landesweit bedeutsam. Die vorhandenen Relikte stellen letzte Reste dieses landesweit stark im Rückgang befindlichen Lebensraumtyps dar. Die Vorkommen im Natura 2000-Gebiet sind auch aufgrund ihrer geographischen Lage außerhalb der Rheinebene besonders bedeutsam. Der Lebensraumtyp Pfeifengraswiese ist daher absolut schutzwürdig und durch entsprechende Wiederherstellungsmaßnahmen zu vergrößern sowie dauerhaft zu sichern. Potenzielle Standorte im unmittelbaren Umfeld sind auf noch bewirtschafteten Ackerflächen sowie in verbuschten Randbereichen vorhanden.
Ansprechpartner zum Pflegezustand: Heino Meyer (UNB Bad Dürkheim), Dorothea Gutowski (Biotopbetreuung)
Literatur
SOMMER, O. (1981): Wanderungen durch blühende Naturschutzgebiete. – Eigenverlag. S.151-156.
SGD Süd (2017): NATURA 2000 Bewirtschaftungsplan (BWP 201 3 0 2 ), Teil A: Grundlagen, FFH 6414 301 Kalkmagerrasen zwischen Ebertsheim und Grünstadt.
Herausgeber: Struktur und Genehmigungsdirektion (SGD) Süd, Friedrich Ebert Straße 14, 67433 Neustadt an der Weinstraße; Bearbeitung: Bürogemeinschaft Höllgärtner - Gutowski: siehe hier