Modenbachtal - Gewanne Altenforst
Im Modenbachtal liegt westlich von Hainfeld, zwischen Burrweilerer Mühle und Buschmühle auf der Gemarkung der Ortsgemeinde Burrweiler, die Gewanne Altenforst. Sie wird auch als Burrweiler Schewwer (Burrweilerer Schiefer) bezeichnet.
Im Rahmen der Flurbereinigung 1982 übernahm die Pollichia dort ein ca. 1,2 ha großes Gelände, das geologisch und ökologisch besonders wertvoll ist.
Geologie des oberen Modenbachtales (Michael Geiger)
Das Modenbachtal oberhalb der Burrweiler Mühle ist geologisch deshalb besonders interessant, weil im tiefen Taleinschnitt verschiedene Gesteine des paläozoischen Grundgebirges aufgeschlossen sind. Der Weg von der Mühle ins Tal führt zunächst zu Schiefergesteinen, die der Volksmund als Schewer“ bezeichnet. Auf dem rechts ansteigenden Steilhang liegen sie als scherbiges Schuttgestein offen zutage. Ursprünglich war es ein verfestigtes Tonsediment aus der Zeit des Devons, das wissenschaftlich als Pelit (von griechisch pelos = Ton, Schlamm) bezeichnet wird. Während der Variskischen Gebirgsbildung im Karbon wurden die Tonsedimente durch Gebirgsdruck, Faltung und eindringendes Magma zum festen Schiefergestein umgewandelt. Ludwig Spuhler (1957) bezeichnet das metamorphe Gestein als Knotenschiefer. Geschichtet und stark zerrüttet bildet das Gestein den Talhang am Altenforst.
Während der Variskischen Gebirgsbildung drang ins Schiefergestein gangartig Magma ein, das zu Granit erstarrte. In einem kleinen Steinbruch sind helle, feinkristalline Bruchstücke zu finden. Das Alter des Granits bestimmten Reischmann/Anthes (1996) radiometrisch mit 333 Mio. Jahren, sie gehören also zu Gesteinen des Variskischen Gebirges aus der Zeit des Karbons.
Weiter talaufwärts steht an Wegböschungen ein Trümmergestein an. Es ist ein grobklastisches Sediment, das aus eckigen Bruchstücken von Gneis, hellem Porphyr und dunklem Andesit besteht, die in roten Sand und Ton eingebettet sind, und das als Arkose bezeichnet wird. Es handelt sich um ein Schuttsediment, das in der Zeit des Rotliegend bei der Abtragung des Variskischen Gebirges in Schuttfächern und in Tälern abgelagert wurde. Eisenoxid verleiht der Arkose die für subtropische Wüsten typische rote Farbe. Zur Zeit ihrer Entstehung lag das Gebiet der Pfalz noch im Bereich des nördlichen Wendekreises.
Die drei beschriebenen Gesteine unterschiedlicher Art (Knotenschiefer = Metamorphit, Granit = Magmatit, Arkose = Sedimentit) gehören dem Grundgebirge an. Es wird von Gesteinen des Deckgebirges überlagert: Sandsteine aus der Zeit des Zechsteins (Perm) und Buntsandsteins (Trias). Sie bauen den oberen Teil vom Blättersberg (618 m) und vom Teufelsberg (598 m) auf, die das Modenbachtal (240-225 m) überragen.
Ökologische Bedeutung der Fläche
Das Gelände ist ein steiles Hanggelände, nach Süden ausgerichtet, das sich schon mit der Morgensonne recht schnell erwärmt. Sandsteinmauern und einzelne Sandsteine zeugen noch von früherem Weinbau. Im oberen Bereich hat sich dank der Pflegemaßnahmen ein artenreicher Halbtrockenrasen ausgebildet. Im unteren Bereich, zum Modenbach hin, gibt es einen kleinen Schottersteinbruch, der schon seit Jahrzehnten nicht mehr genutzt wird.
Pflege
Seit 1992 pflegt die Ortsgruppe Edenkoben diese Fläche. Zu Beginn der 90er Jahre wurde das Gelände von einem dichten Bewuchs aus Schlehen und Weißdorn dominiert. Dieser wurde großflächig entfernt, damit sich die Artenvielfalt eines Trockenrasens entwickeln konnte. Seit 2005 wird die Fläche von zwei Eseln des Ökowinzers Ludwig Seiler extensiv beweidet. Am westlichen Fuße des Geländes befindet sich eine 60 m lange Sandsteinmauer, die der Terrassierung des ehemaligen Weinbergsgeländes diente. Große Teile waren zusammengebrochen und wurden vom POLLICHIA-Team in mühsamer Arbeit wieder aufgebaut. Im östlichen Bereich des Steinbruchs befindet sich eine ähnlich lange natürliche Abbruchkante von 2-3 m Höhe. Ohne die regelmäßige Pflege durch das "Green-Team" wären der Steinbruch, die Abbruchkante und die Sandsteinmauern längst mit dichten Brombeerhecken überwuchert und dadurch ihrer ökologischen Bedeutung für wärmeliebende Pflanzen und Tiere beraubt.
Artenreichtum
Die Bestände der seltenen Pflanzenarten wie Runder
Lauch (Allium rotundum), Ross-Lauch (Allium oleraceum), Traubenhyazinthe (Muscari racemosum) und Gestreifter Klee (Trifolium striatum) haben sich seither wieder erholt. Zusätzlich konnten seit 2009 mit der Pechnelke (Viscaria vulgaris), der wärmeliebenden Bocksriemenzunge (Himantoglossum hircinum) und der Quendel-Seide (Cuscuta epithymum) weitere Raritäten beobachtet werden.
Seit den 90er Jahren haben sich auch die Bestände an seltenen Vögeln im Umfeld des Steinbruchs und im gesamten Modenbachtal westlich von Hainfeld wieder erholt. Die Ausführungen von Fritz Oehl und Viviane Oehl in den Pollichiamitteilungen 101 geben darüber umfangreiche Auskunft.
War in den 80er Jahren nur gelegentlich ein Brutpaar der Zaunammer (Emberiza cirlus) zu beobachten, so kann man derzeit von ca. 30 Revieren im Untersuchungsgebiet ausgehen (vergl. Fritz Oehl S. 221) Für den Bluthänfling wurde nach den Flurbereinigungen in den 70er und 80er Jahren ein starker Rückgang verzeichnet. „Für 2022 können wir berichten, dass der Bluthänfling (Linaria cannabina) schon wieder der zahlreichste herbivore Kleinvogel im Untersuchungsgebiet war." (Frith Oehl S. 213).
Der Neuntöter (Lanius collurio) profitiert von einem reichen Insektenangebot im Bereich der Pollichiafläche und der angrenzenden, strukturreichen Reblandschaft.
Auch der Bestand der Dorngrasmücke (Sylvia commiunis) hat sich im Bereich der dornenreichen, halbtrockenen Fläche positiv entwickelt.
Insgesamt stellt sich die Fläche und das angrenzende strukturreiche Gelände mit Hecken, Weinbergen, Wiesen und Bachauen als geologisch interessant und ökologisch wertvoll und artenreich dar.
Autoren:
Günther Hahn (Edenkoben), Ludwig Seiler (Weyher), Fritz Oehl (Hainfeld) und Michael Geiger (Landau)