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Naturforschung · Naturschutz · Umweltbildung

Meldeaktion "Spinne des Monats September 2024": Labyrinthspinne Agelena labyrinthica. Jeden Monat ruft der ARBEITSKREIS SPINNEN alle Naturinteressierten auf, nach einer ausgewählten,

gut zu erkennenden Spinnenart zu suchen und die Beobachtungen im Artenfinder RLP zu melden. So hoffen wir, deutlich mehr Informationen zur Spinnenfauna unserer Heimat zu bekommen.  

Agelena labyrinthica Labyrinthspinne Netz 6 1   Agelena labyrinthica Labyrinthspinne 16 Kopie2  

Dieses Mal wird dem Suchenden wohl zuerst das Netz unserer Labyrinthspinne auffallen: Weit ausladende Seidenteppiche, meist in Bodennähe in der Krautzone, in Brombeergestrüpp o.ä. (1) an meist warmen und trockenen Orten. Die Spinne selbst sitzt meistens in einer Seidenröhre, die des Netzteppich trichterartig nach unten fortsetzt (2). Diese Netzform gab der ganzen Spinnenfamilie ihren deutschen Namen: Trichternetzspinnen (Agelenidae).

Diese Gespinsteppiche sind ab Spätsommer durchaus zahlreich und weit verbreitet anzutreffen. Es besteht allerdings Verwechslungsgefahr mit den im Herbst oft massenhaft auftretenden Gespinsten von Baldachinspinnen. Diese sind jedoch sehr viel kleiner und weniger dicht gewebt. Wichtigster Unterschied: Die dünnbeinigen Baldachinspinnen hängen immer kopfüber unter dem Netz, Trichternetzspinnen wie die Labyrinthspinne laufen mit kräftigen Laufbeinen auf dem Gespinst. 

Agelena labyrinthica erreicht als Weibchen eine Körperlänge von 14mm. Männchen unterscheiden sich optisch kaum, bleiben aber etwas kleiner. Die eher unscheinbare braune Spinne weist bei näherem Hinsehen zwei typische Erkennungsmerkmale auf: Der Hinterleib trägt zwei dunkle Längsstreifen, gegliedert durch ein weißes "Fischgrätenmuster". Wichtigstes Bestimmungsmerkmal: Die hinteren Spinnwarzen am Ende des Hinterleibs sind zweigliedrig und auffallend lang (3 + 4).

Gerät ein Insekt auf das Gespinst, eilt die Labyrinthspinne heraus, ergreift die Beute und verschwindet schnell wieder in ihren schützenden Seidenschlauch. Es ist beeindruckend, wie schnell und sicher die Spinne die Beute auf der großen Gespinstdecke ortet. Erschütterungsreize nimmt die Spinne über Sinneshaare an den Beinen auf. Sind die Erschütterungen zu stark, sei es, weil die Beute zu groß ist oder das Netz beschädigt wird, so flieht die Spinne in ihren Wohntrichter und dann durch einen "Hinterausgang" in die Bodenvegetation.

Nicht selten findet man die Gespinstteppiche von Agelena labyrinthica in unmittelbarer Nachbarschaft zu Radnetzen von Kruzspinnen oder Wespenspinnen (5). Ob hier jemand von herunterfallenden Beutetieren profitiert?

 4       5 Agelena labyrinthica gehört zu den Spinnenarten, bei denen die Männchen die Paarung oft nicht überleben. Betritt ein Männchen den Netzteppich eines Webchens, sendet es wohl besänftigende Trommelsignale mit den Beinen. Jedenfalls fällt das Weibchen zunächst in eine Starre, was dem Männchen erst einmal die Annäherung und das Einführen des ersten Tasters zur Befruchtung ermöglicht. Beim zweiten Taster "erwacht" dann das Weibchen aus der Starre und stürzt sich auf das Männchen, das dann nur selten entkommen kann...

Den Kokon mit bis zu 150 Eiern spannt das Weibchen im Herbst mit Seidenbändern in der Wohnröhre des Gespinstes auf. Die Jungen überwintern im Kokon und verlassen das Gespinst erst im kommenden Frühjahr. Das Weibchen stirbt mit den ersten Frösten.

Die Agelena labyrinthica ist weit verbreitet und häufig, wird aber oft einfach übersehen bzw. nicht beachtet. Bekannter sind vielen Menschen die großen Verwandten der Labyrinthspinne: Die Hauswinkelspinne Eratigena atrica, die wir oft in Kellern, Schuppen oder Ställen finden. Auch diese bauen ähnliche Trichternetze in Ecken und Nischen.

Weitere Informationen: https://wiki.arages.de/index.php?title=Agelena labyrinthica
Arbeitskreis Spinnen
Bildquellen: (1-5): W. Braunstein