Meldeaktion "Spinne des Monats Oktober 2024": Gartenkreuzspinne
Ein Klassiker der einheimischen Spinnenwelt ist Objekt unseres Meldeaufrufs im Oktober: Die Gartenkreuzspinne Araneus diadematus. Jeden Monat ruft der ARBEITSKREIS SPINNEN alle Naturinteressierten auf, nach einer ausgewählten, gut zu erkennenden Spinnenart zu suchen
und die Beobachtungen im Artenfinder RLP zu melden. So hoffen wir, deutlich mehr Informationen zur Spinnenfauna unserer Heimat zu bekommen.
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Viele Menschen kennen den Namen dieser Spinne, in bebilderter Literatur für Groß und Klein, auch in Zeichentrickfilmen, taucht sie oder ihr Radnetz als "die typische Spinne" auf. Noch bis vor 40 Jahren war sie das auch zweifellos, was historisch vergleichende Studien belegen, denn als ökologischer Generalist besiedelt die Gartenkreuzspinne nahezu alle Lebensräume, die ihr den Netzbau ermöglichen. Sie fehlt nur in gehölzfreien Biotopen. So trat sie auch in der Vergangenheit in großer Dichte auf und fast jeder kannte ihre Netze und die Spinne - so lange, bis der drastische Rückgang ihrer Beute, meist Fluginsekten, sich massiv auf die Spinnenpopulation - nicht nur der Gartenkreuzspinne - auswirkte.
Araneus diadematus ist eine große Spinne: Weibchen erreichen 12 bis 17 mm, Männchen 5 bis 10 mm Körperlänge. Der Vorderkörper ist hellbraun gefärbt und mit Haaren dicht besetzt. Die Beine sind hell- und dunkelbraun geringelt und mit vielen kurzen Stacheln besetzt. Der Hinterleib ist meist braun gefärbt. Darauf findet sich eine Eichblattzeichnung. Helle längliche Flecken bilden im vorderen Bereich das namensgebende weiße Kreuz. Weitere kleinere helle Flecken finden sich auch noch auf dem restlichen Opisthosoma verstreut. Die Färbung von Araneus diadematus ist sehr variabel. Es finden sich dunkelbraune Tiere, hellbraune, ebenso wie kontrastarme sowie beinahe rote oder dunkelbraun-violette Exemplare (1).
Araneus diadematus baut ein typisches Radnetz (2). Der obere Rahmenfaden überbrückt oft mehrere Meter, und das eigentliche Netz kann leicht 50 cm groß werden. Die Größe des Netzes hängt von der Größe der Spinne ab, aber auch andere Einflussgrößen, wie beispielsweise Gewicht der Spinne, Verfügbarkeit von Beute und Wetter spielen eine Rolle. Es besitzt mehr als 30 Radien. Die Fangspirale ist relativ dicht gewebt. Die Spinne lauert morgens und abends sowie nachts meist in der Nabe auf Beute. Tagsüber sitzt die Spinne häufig in einem Schlupfwinkel aus zusammengesponnenen Pflanzenteilen, über einen Signalfaden als "Alarmdraht" mit der Nabe des Netzes verbunden. Gerät Beute ins Netz, eilt die Spinne zur Nabe, orientiert sich über die Radien und ergreift das Beutetier, umwickelt es mit einem breiten Seidenband und transportiert es dann in den Schlupfwinkel, um dort "in Ruhe" zu fressen (3).
In der Regel entdecken wir die großen Weibchen. Im Spätsommer tauchen dann auch die kleineren Männchen in der Umgebung der Netze auf. Das Männchen nähert sich dem Netz des Weibchens und spinnt einen Paarungsfaden zum Netz des Weibchens. An diesem zupft es anschließend heftig, um das Weibchen, wenn dieses paarungsbereit ist, zum Verlassen der Nabe zu bewegen. Das Weibchen nähert sich dann dem Männchen und kehrt ihm die Bauchseite zu (5, 6). Das Männchen verankert schließlich seinen Palpus in der Epigyne und dreht sich dabei so, dass es mit dem Prosoma nach vorne auf dem Bauch des Weibchens liegt (7). Die Paarung dauert etwa 10-20 Sekunden, danach kann das Männchen erneut anfangen zu balzen, oder es verlässt das Netz.
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Die Entwicklung von Araneus diadematus ist zweijährig. Im Herbst baut das Weibchen nach erfolgreicher Paarung mehrere Eikokons. Die Eier und Larven überwintern im Kokon. Im Frühjahr schlüpfen die Jungspinnen. Sie zerstreuen sich jedoch nicht sofort, sondern bleiben eine Zeit lang in einem dichten Pulk zusammen (8). Erst später verbreiten sie sich in der Umgebung und entwickeln sich bis zum Herbst. Das erste von ihnen gebaute Radnetz hat etwa 25 mm Durchmesser. Im Herbst erreichen sie 3-5 mm Körperlänge. In diesem Stadium überwintern die halbwüchsigen Tiere z.B. unter Rinde oder in dichten Nadeln von Nadelgehölzen, und erst im zweiten Jahr entwickeln sie sich bis zur Geschlechtsreife, welche sie meist im August erreichen, In der Regel die Männchen vor den Weibchen.
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Weitere Informationen: https://wiki.arages.de/index.php?title=Araneus diadematus
Bildquellen: (1-8): W. Braunstein