Meldeaktion "Spinne des Monats März 2025": Asselfresser
Im März 2025 suchen wir wieder - wie im Januar - nach zwei Spinnenarten, die sich so ähneln, dass man sie mit bloßem Auge nicht unterscheiden kann.
Jeden Monat ruft der ARBEITSKREIS SPINNEN alle Naturinteressierten auf, nach einer ausgewählten, gut zu erkennenden Spinnenart zu suchen und die Beobachtungen im Artenfinder RLP zu melden. So hoffen wir, deutlich mehr Informationen zur Spinnenfauna unserer Heimat zu bekommen.
Da sie zudem auch sehr gleiche Lebensräume bewohnen und sich auch sehr ähnlich verhalten, fassen wir sie in einem Sammelnamen zusammen: Asselfresser aus der Familie der Sechsaugenspinnen (Dysderidae): Kleiner Asselfresser (Dysdera erythrina) und Großer Asselfresser (Dysdera crocuta).
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Kleiner Asselfresser Dysdera erythrina Großer Asselfresser Dysdera crocata
Der deutsche Name "Asselfresser" gibt uns schon sehr klare Hinweise zur Lebensweise dieser versteckt lebenden Spinnenarten: Sie sind nachtaktiv, bauen als Schleichjäger keine Fangnetze und bevorzugen dunkle, feuchte Orte, wie Höhlen und Keller, Komposthaufen, unter Steinen und Brettern im Garten etc. - eben da, wo auch ihre namensgebende Hauptbeute lebt: Asseln. Tagsüber ruhen die mittelgroßen Spinnen (Weibchen 7–16 mm, Männchen 6–9 mm) in Gespinstsäcken. Beide Arten sehen ziemlich gleich aus und unterscheiden sich eigentlich nur in der Körpergröße: Der Hinterleib ist ungemustert hell, der Vorderkörper rot bis rotbraun. Dysdera-Arten haben nur sechs Augen - statt acht, wie bei den meisten anderen Spinnen. Sie sitzen kreisförmig dicht an der Stirn. Noch typischer und leicht erkennbar sind die enorm stark vergrößerten Cheliceren (Kieferklauen) dieser Beutespezialisten: Mit den übergroßen Klauen können sie die ansonsten gut geschützen und von den meisten anderen Spinnen gemiedenen Asseln umfassen und mit einer Giftklaue die weichere Unterseite durchdringen. Beide Arten, vor allem die größere Dysdera crocata, sind sehr wehrhaft und können auch andere, größere Spinnen überwältigen.
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Für Menschen sind sie trotz der imposanten Beißorgane nicht gefährlich. Ihre Beute saugen sie so aus, das die Außenskelette komplett übrigbleiben und dann einen Hinweis auf das Vorkommen dieser versteckt lebenden Spinnen geben.
Wie oben geschrieben, ähneln sich die beiden Dysdera-Arten sehr und sind letztlich nur durch mikroskopisch feststellbare Merkmale zu unterscheiden. Allerdings kann man davon ausgehen, dass wir im Freiland bei uns in der Regel die häufigere Dysdera erythrina antreffen und nur ein wirklich großer Asselfresser (12-16mm Körperlänge - ohne Cheliceren) an ausdrücklich warmen Standorten, in Gewächshäusern oder Gebäuden die seltenere, aus dem Mittelmeergebiet stammende Art Dysdera crocata ist.
Die großen Kieferklauen der Asselfresser können zu Verwechslungen mit anderen Spinnen führen: Immer wieder werden Asselfresser mit dem Ammendornfinger (Cheiracanthium punctorium) verwechselt, der als potentiell giftige Spinne medienbekannt ist, aber einen gänzlich anderen Lebensraum bewohnt (Wiesen, sonniges Ödland) und viel farbiger daherkommt. Nicht selten wird auch die Tapezierspinne (Aypus affinis) wegen ihrer gewaltigen Cheliceren mit den Asselfressern verwechselt. Sie lebt zwar wie diese am Boden, aber in einem fingerartigen Gespinstschlauch und keineswegs an feuchten Stellen.
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Ammendornfinger (Cheiracanthium punctorium) Tapezierspinne (Atypus affinis)
Weitere Informationen:
https://wiki.arages.de/index.php?title=Dysdera_erythrina
https://wiki.arages.de/index.php?title=Dysdera_crocata
Bildquellen: 1 - 4: wiki.arages.de / Foto5 & 6: W. Braunstein
Bellmann H (2001): Kosmos-Atlas Spinnentiere Europas. Frankh-Kosmos Verlag. ISBN 3-440-09071-X, 304 S.
Bellmann H (2010): Der Kosmos Spinnenführer: Über 400 Arten Europas. Kosmos. 1. Auflage. ISBN 3-440-10114-2, 429 S.
Nentwig W, Blick T, Bosmans R, Gloor D, Hänggi A & Kropf C (2012): Spinnen Europas. Version 01.2012. Online https://www.araneae.nmbe.ch