Meldeaktion "Spinne des Monats Juli 2025": Große Streckerspinne
Im Juli muss man sich in Gewässernähe bewegen, um die leicht zu erkennende Große Streckerspinne (Tetragnatha montana) zu entdecken, die in der Ufervegetation und oft sogar dicht über dem Wasser ihr Radnetz baut.
Alle Vertreter dieser Gattung Tetragnatha - insgesamt 9 Arten in Deutschland - zeichnen sich durch einen sehr schlanken, lang gestreckten Körperbau aus.
Jeden Monat ruft der ARBEITSKREIS SPINNEN alle Naturinteressierten auf, nach einer ausgewählten, gut zu erkennenden Spinnenart oder einer Artengruppe zu suchen und die Beobachtungen im Artenfinder RLP zu melden. So hoffen wir, deutlich mehr Informationen zur Spinnenfauna unserer Heimat zu bekommen.
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Im Juli muss man sich in Gewässernähe bewegen, um die leicht zu erkennende Große Streckerspinne (Tetragnatha montana) zu entdecken, die in der Ufervegetation und oft sogar dicht über dem Wasser ihr Radnetz baut. Alle Vertreter dieser Gattung Tetragnatha - insgesamt 9 Arten in Deutschland - zeichnen sich durch einen sehr schlanken, lang gestreckten Körperbau aus. Die sehr langen, dünnen Beine sind typischerweise nach vorn und hinten ausgestreckt. Daher auch der Name Streckerspinnen. Ein weiteres gemeinsames Merkmal dieser Spinnengattung sind auch die auffällig großen Cheliceren, vor allem bei den Männchen, die in der Regel auch etwas schlanker und kleiner als die Weibchen bleiben, die bis 11 mm Körperlänge erreichen.
Der langgestreckte Hinterleib weist eine braun-goldene Färbung mit weißer Zeichnung auf, die von vorne bis hinten wellenartig verläuft. Der Vorderkörper ist einfarbig hellbraun, ebenso das Sternum (Brustplatte) unterseits. Trägt das Sternum einen hellen Fleck, hat man eine "Schwesterart" gefunden: Die Echte Streckerspinne (Tetragnatha extensa) . Die Arten können leicht verwechselt werden, da beide im selben Lebensraum vorkommen, was aber für unseren Meldeaufruf nicht entscheidend ist, da beide Arten ökologisch sehr ähnlich sind. Also: Alle Streckerspinnen-Meldungen sind willkommen!
Die Große Streckerspinne baut ihr grobmaschiges, horizontales Radnetz an oder über Kleingewässern am Tag meist mehrfach neu, da ihre Beute, häufig Schnaken, Eintags- oder Köcherfliegen sowie Libellen das Netz oft in Mitleidenschaft ziehen. Streckerspinnen sitzen oft offen in der Netzmitte. Bei Störung aber - Vorsicht beim Beobachten! - zieht sich die Spinne aber schnell zurück und sitzt dann - gut getarnt - mit ausgestreckten Beinen an einem Grashalm o.ä..
"Gute Tarnung" ist auch das Motto, das den sehr typischen Eikokon der Streckerspinne charakterisiert: Der auf Blättern abgelegte weiße Seidenkokon erhält durch dunkle Seidentupfer das Aussehen von Vogelkot.
Bei der ziemlich "akrobatischen" Paarung der Großen Streckerspinne, die man im Juni und Juli in den Netzen gut beobachten kann, zeigen die auffallend langen Cheliceren (Kieferklauen), speziell der Männchen, ihre Funktion: Mit den Cheliceren spreizen und fixieren die Männchen die Cheliceren der Weibchen und können diese dann ungefährdet begatten. Mit einem spektakulären "Salto" lassen sich die Männchen dann nach der Paarung aus dem Netz fallen - auch dies ein kleines Schauspiel, das die Beobachtung dieser in Feuchtgebieten häufigen Spinne lohnenswert macht.
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Die Große Streckerspinne Tetragnatha montana gehört zu einer eigenen Radnetzspinnenfamilie, den Dickkieferspinnen (Tetragnathidae), deren gemeinsame Merkmale die ausgeprägten Cheliceren und relativ grobmaschige Radnetze sind. Zu ihnen gehören die oft in Höhlen zu findenden Gattungen Meta und Metinella sowie die meist in Feuchtgebieten vorkommende Gattung Pachygnatha.
Weitere Informationen im Wiki der Arages
Bildquellen: Foto 1 - 4: W. Braunstein
Bellmann H (2001): Kosmos-Atlas Spinnentiere Europas. Frankh-Kosmos Verlag. ISBN 3-440-09071-X, 304 S.
Bellmann H (2010): Der Kosmos Spinnenführer: Über 400 Arten Europas. Kosmos. 1. Auflage. ISBN 3-440-10114-2, 429 S.
Nentwig W, Blick T, Bosmans R, Gloor D, Hänggi A & Kropf C (2012): Spinnen Europas. Version 01.2012. Online https://www.araneae.nmbe.ch