Rote-Liste-Käfer beim Schnuppertag
Schnitzeljagd, um Tiere und Pflanzen zu finden? Das ist nicht immer einfach,
da man natürlich vorher nicht weiß, welche Tiere sich an diesem Tag zeigen und welche Pflanzen plötzlich abgemäht sind.
Wir hatten trotzdem etwas vorbereitet für den Schnuppertag der Naturdetektive.
Auf einem Foto kann man sehen, wo die Hörnchen der Gehörnten Mauerbiene sind - aber nur beim Weibchen. Und wo ist sie zu finden? Richtig: an der Insektennisthilfe, die Kinder und Jugendliche vor einigen Jahren gebaut haben. Dass sie da ist, konnten wir auch bei der Honigbiene sicher sein. Aber auch weitere Bienenarten waren an diesem Freitagnachmittag zu sehen, z.B. die große unüberhörbare Blauschwarze Holzbiene. Natürlich war sie für ein Foto-Shooting zu haben. Das ist wichtig, denn die Fühler muss man sich genau angesehen: nur wenn es dort die braunen Kringel gibt, kann man sich sicher sein, dass es wirklich eine Blauschwarze Holzbiene ist, und zwar ein Männchen.
Im Obstgarten gibt es selbstverständlich auch viele Obstbäume, die gerade blühen. Das wurde schon ein bisschen knifflig. Wir hatten drei Fotos von verschiedenen Blüten, da hieß es, genau hinzuschauen, welcher Baum die passende Blüte hat. An den Hinweisschildern bei den Bäumen steht dann, um welchen Obstbaum es sich handelt.
Wir haben uns natürlich auch angesehen, welche Überraschungstiere vorhanden sind. Unten befindet sich eine Auswahl davon in einer kleinen Fotogalerie.
Das absolute Highlight war ein Käfer in einem Totholzstapel neben dem Häferbach. Wissenschaftler nennen ihn Ampedus elegantulus, einen deutschen Namen hat er nicht, weil er so selten ist. Seltene Käfer stehen in der Roten Liste, dort gibt es die Kategorien 1 bis 3. Je kleiner die Zahl, desto seltener ist das Tier. Außerdem gibt es noch die Kategorie 0 für ausgestorbene Tiere, Pflanzen, Pilze oder Flechten und eine Vorwarnliste. Unser Käfer ist in der Kategorie 1, d.h. er ist vom Aussterben bedroht.
Warum ist das so?
Wie so oft liegt es daran, dass es am passenden Lebensraum mangelt. Die Larven von Ampedus elegantulus ernähren sich von Totholz, das schon länger liegen muss. Erst müssen die für den Käfer passenden Pilze das Holz zersetzen. In diesem Fall muss das Holz die sogenannte Rotfäule aufweisen (durch Pilze verursacht). Für Totholzkäfer darf es oft nicht irgendein Baumstamm sein, sie bevorzugen bestimmte Baumarten - je nach Käferart unterschiedliche Bäume. Dieser Ampedus elegantulus lebt an einem Erlen-Baumstamm, anders als andere Käferarten nimmt er auch mit anderen Laub- und sogar Nadelhölzern vorlieb. Bedingungen hat er allerdings schon: Für diesen Käfer muss der Holzmulm leicht feucht sein, darf aber nicht von Wasser überflutet sein. Auf dem Lebensraumfoto ganz oben rechts kann man sehen, dass hier alles passt: Liegende Baumstämme, Kinder haben die Schnittfläche irgendwann mal bunt angemalt. Ob das dem Käfer auch gefällt? Im Hintergrund fließt der Bach vorbei und sorgt für hohe Luftfeuchtigkeit und über dem Holzstapel hängen Äste über, die für Schatten sorgen, damit der Holzmulm nicht austrocknet.
Ganz wichtig bei Totholz ist es, dass es auch dann noch liegen bleiben darf, wenn es nicht mehr "schön" aussieht. Denn gerade dann ist es Lebensgrundlage für viele kleine Tiere. Außerdem soll es dort liegen bleiben wo es ist: also nicht von einem sonnigen Platz an einen feuchten Platz legen oder umgekehrt. Sogar umdrehen ist keine gute Idee: manche Tiere oder Pilze bevorzugen die Stelle mit Bodenkontakt, andere eher die luftige Seite.
Fazit eines Nachmittags: Viele tolle Entdeckungen und viel gelernt. Jugendliche die gerne auch Naturdetektive werden möchten und mehr erfahren wollen, können uns schreiben an
Wer mehr über Käfer erfahren möchte: am 24. Mai gibt es bei unserem Naturtreff in Dannenfels einen Käfervortrag, echte Käfer sehen kann man am 15. Juni bei der Käferexkursion, los geht es an der Dannenfelser Mühle. Ein ArtenKennerSeminar über Käfer gibt es in Neustadt am 28. April. Bei all diesen Veranstaltungen sind Jugendliche natürlich auch herzlich willkommen.