Im Juli gibt es im Pfälzerwald in frischen Wiesen und an Grabenrändern Nektarangebote in rauen Mengen. Gesteigert wird das nochmals dort, wo große Doldenblütler ihre Blütenstände ausbreiten. Der Wiesen-Bärenklau ist ein Beispiel dafür. Die Art erreicht Wuchshöhen bis 1,50 m. Ihre Dolden sind reichgedeckte Tische, an denen viele verschiedene Insekten platznehmen und sich hier wunderbar beobachten lassen. Auf überdüngten Wiesen kann der Wiesen-Bärenklau massenhaft auftreten und dadurch andere Arten verdrängen.
Ebenso wie sein Verwandter, der ursprünglich aus dem Kaukasus stammende Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum), enthält die Pflanze Inhaltstoffe, die unter Einfluss von UV-Strahlung Verbrennungen auf der Haut hervorrufen können. Diese sind aber bei Weitem nicht so intensiv wie dies vom Riesen-Bärenklau bekannt ist, der auch als Herkulesstaude bezeichnet wird und Wuchshöhen von 4 m (!) erreicht.
Die jungen Blätter unseres Wiesen-Bärenklaus sind ein beliebtes Zubrot für Stallhasen. Im Pfälzerwald wurde die Pflanzen deshalb früher auch Speckkraut genannt. Neben der Brennnessel, der Brombeere und dem „Bettsäächer“ war das Speckkraut eine der ersten Pflanzenarten, die man als Kind in unserer Region kennenlernte.
Autor der Texte und Herausgeber: Natur Südwest, Foto: Oliver Röller
Mehr zu den genannten Arten in der ArtenInfo der POLLICHIA e.V.:
Wegen der Urlaubszeit kommt es momentan zu Verzögerungen bei der Auslieferung von Bestellungen in unserem Buchshop.
Wir bitten um Ihr Verständnis.
Der Wasserdost, auch Wasserhanf oder Kunigundenkraut genannt, wächst in Schlagfluren, an Gräben, an Wegböschungen und am Rand von Nasswiesen. Er ist in Mitteleuropa weit verbreitet und besitzt im deutschsprachigen Raum zahlreiche lokaltypische Namen, im Elsass wurde er z.B. im 15. Jh. unter dem Namen Alpkraut erwähnt. Er ist der einzige Vertreter der Gattung, die weltweit rund 500 Arten umfasst. In den Tropen gibt es sogar baumförmige Eupatoria-Arten. Unser Wasserdost erreicht eine Höhe von rund einem Meter und besitzt handförmig fiederteilige Blätter, die mit viel Fantasie an Cannabis-Pflanzen erinnern.
Auf dem Foto erkennt man eine Ansammlung von Thymian-Widderchen, die sich in der Morgensonne auf dem Wasserdost zur Nektaraufnahme versammelt haben. Widderchen sind tagaktive Schmetterlinge, die wir den Nachtfaltern zuordnen. Eine weitere recht bekannte Nachtfalter-Art, die auf den Wasserdost steht, ist der Russische Bär. Sowohl die Raupen als auch die Falter dieser streng geschützten Art bevorzugen Wasserdost als Nahrungspflanze, die Falter den Nektar, die Raupen die Blätter.
Autor der Texte und Herausgeber: Natur Südwest, Foto: Oliver Röller
Mehr zu den genannten Arten in der ArtenInfo der POLLICHIA e.V.:
https://arteninfo.net/elearning/flora/speciesportrait/4903
https://arteninfo.net/elearning/nachtfalter/speciesportrait/1574
Das Gefleckte Johanniskraut ist auf Wiesen im Pfälzerwald ähnlich häufig anzutreffen wie das bereits vorgestellte Echte Johanniskraut (Hypericum perforatum). Es blüht allerdings deutlich später als dieses und steht etwa einen Monat nach dem Johannestag (24.06.) in voller Blüte. Auch hinsichtlich der Standortansprüche ist es etwas wählerischer. Es bevorzugt nicht allzu trockene, etwas frischere Wiesen, wo beide Arten dann aber auch oft nebeneinander vorkommen.
Vegetativ lassen sich die beiden Johanniskräuter anhand der Längsleisten an den Stängelabschnitten zwischen den Knoten und Blättern unterscheiden. Das Gefleckte Johanniskraut hat vier Längsleisten, wobei sich zwei einander gegenüberliegende Leisten deutlicher und die anderen beiden weniger deutlich vom Stängel abheben. Im folgenden Stängelabschnitt wechseln diese beiden Leistentypen dann die Position. Das Echte Johanniskraut hat dagegen nur zwei sich gegenüberliegende Längsleisten, die ebenfalls an den aufeinander folgenden Stängelabschnitten alternieren. Das Gefleckte Johanniskraut hat darüber hinaus einen hohlen Stängel, während der des Echten Johanniskrautes markig ist. Solche vermeintlich komplizierten und auf dem Foto nur zu erahnenden Unterscheidungsmerkmale lassen sich in Zeichnungen verdeutlichen.
Autor der Texte und Herausgeber: Natur Südwest, Foto: Oliver Röller
Mehr zu den genannten Arten in der ArtenInfo der POLLICHIA e.V.:
Die Kohl-Kratzdistel unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von den übrigen Kratzdistel-Arten. Alle anderen Arten der Gattung blühen lila, die Kohl-Kratzdistel dagegen weiß. Außerdem sind die anderen heimischen Kratzdistel-Arten mehr oder weniger wehrhaft, besitzen stachelige Blätter und Stängel. Nicht so die Kohl-Kratzdistel, die weiche Blätter hat und vom Weidevieh sogar bevorzugt gefressen wird. Die hellgrünen Hochblätter hüllen übrigens anfänglich die Blüte ein, ähnlich wie die Blätter eines Kohlkopfes diesen umhüllen – daher der Name. Finden kann man die Art vor allem in feuchten Wiesen und Wiesengräben.
Weil die Kohl-Kratzdistel so anders als ihre Gattungsverwandten erscheint, wird sie manchmal auch als Kohldistel bezeichnet, was aber nicht korrekt ist und Verwirrung stiftet. Die Verwandtschaftszugehörigkeit drückt sich in Blütenmerkmalen aus und wird durch die Tatsache untermauert, dass die Kohl-Kratzdistel mit mehreren Cirsium-Arten Bastarde bildet, u.a. mit der bereits vorgestellten Sumpf-Kratzdistel.
Autor der Texte und Herausgeber: Natur Südwest, Foto: Oliver Röller
Mehr zu der Art in der ArtenInfo der POLLICHIA e.V.: https://arteninfo.net/elearning/flora/speciesportrait/4890
Im Juli beginnt die Blütezeit der heimischen Königskerzen. Im Pfälzerwald ist die Mehlige Königskerze (Verbascum lychnitis) an Wegrändern und Straßenböschungen recht häufig. Es gibt zwei Varianten, einerseits weißblütige und andererseits gelbblütige Individuen. Da die Mehlige Königskerze die einzige heimische Art mit weißen Blüten ist, fällt die Bestimmung einer weißen Königskerze leicht. Trifft man auf ein gelbes Exemplar, dann müssen andere Bestimmungsmerkmale herangezogen werden, um zu klären, um welche Art es sich handelt. Im Pfälzerwald ist die Kleinblütige Königskerze (Verbascum thapsus) ebenfalls recht häufig. Diese erkannt man u.a. an den herablaufenden Blättern. Wichtige Bestimmungsmerkmale sind auch die fünf Staubfäden jeder Blüte. Wie viele davon sind wollig behaart und welche Farbe hat die Behaarung? Sind die Staubfäden in den gelben Blüten dicht violett wollhaarig, dann handelt es sich um die Dunkle Königskerze (Verbascum nigrum), die dritte Art, die im Pfälzerwald recht häufig ist.
Autor der Texte und Herausgeber: Natur Südwest, Foto: Oliver Röller
Mehr zu den genannten Arten in der ArtenInfo der POLLICHIA e.V.:
https://arteninfo.net/elearning/flora/speciesportrait/4662
Pflanzen bedienen sich häufig bestimmter Tiere zur Verbreitung ihrer Samen. Die Formulierung ist bewusst aktiv gewählt, denn bei Arten wie dem hier vorgestellten Kleinen Odermennig kann von Zufall keine Rede sein und im Gegenteil kann eindeutig Absicht unterstellt werden. Die Klettfrüchte des Kleinen Odermennig sind (wie) gemacht dafür, sich im Fell vorbeistreifender Schafe zu verhaken und sich so über weitere Strecken transportieren zu lassen. Im Spätsommer sind die Bäuche und Beine der Weidetiere übersät von Odermennig-Klettfrüchten.
Der Kleine Odermennig zählt zu den Rosengewächsen. Seine unpaarig unterbrochen gefiederten Blätter weisen Bitterstoffe, Gerbstoffe und ätherische Öle auf, was ihn vor Verbiss und Fraß schützt. In der Volksmedizin findet er gerade wegen dieser Inhaltsstoffe vielseitige Anwendung. Die Art wächst vorzugsweise auf Magerweiden, an Wegböschungen und in krautreichen Säumen. Überall dort, wo der Wanderschäfer seine Tiere weiden lässt bzw. durchzieht. Wo es keine Schafe gibt, nimmt der Kleine Odermennig auch gerne größere Hunde als Vehikel. Bevorzugte Hundegassi-Wege erkennt man oftmals nicht nur an den Hinterlassenschaften der Vierbeiner, sondern auch an den Odermennig-Pflanzen entlang der Wegränder.
Autor der Texte und Herausgeber: Natur Südwest, Foto: Oliver Röller
Mehr zu der Art in der ArtenInfo der POLLICHIA e.V.: https://arteninfo.net/elearning/flora/speciesportrait/4105
Der heute vorgestellte Große Wiesenknopf ist eine typische Art wechselfeuchter Nasswiesen und Moorwiesen. Er wächst als ausdauernde Pflanze und kann bis zu 120 cm hoch werden. Die köpfchenförmigen Blütenstände enthalten 20 bis 40 Blüten mit dunkelkarminrotem Kelch. Die Bestäubung erfolgt im Gegensatz zum verwandten Kleinen Wiesenknopf (der windblütig ist) über den Insektenbesuch.
Zwei Tagfalterarten, der Große und der Kleine Wiesenknopf-Ameisenbläuling, sind in besonderer Weise von dieser Pflanze abhängig. Nur auf ihren noch ungeöffneten Blütenknöpfen legen die Weibchen beider Arten ihre Eier ab. Die Raupen fressen nach dem Schlüpfen einige Tage an der Blüte, bevor sie von Ameisen adoptiert und in deren Bau bis zur Verpuppung gepflegt und gefüttert werden. Nach dem Schlupf muss der Falter den Ameisenbau aber schleunigst verlassen, denn der chemische Deckmantel, der die Ameisen in die Irre führt, ist dann nicht mehr vorhanden.
Junge Triebe und Blätter des Großen Wiesenknopfs können übrigens gut als Beigabe zu Salat, Suppen und Gemüse verzehrt werden.
Autor der Texte und Herausgeber: Natur Südwest, Foto: Oliver Röller
Mehr zu den genannten Arten in der ArtenInfo der POLLICHIA e.V.:
https://arteninfo.net/elearning/flora/speciesportrait/4204
https://arteninfo.net/elearning/tagfalter/speciesportrait/1765
https://arteninfo.net/elearning/tagfalter/speciesportrait/1766
Folgt man dem wissenschaftlichen Namen, dann kann man das Gewöhnliche Bitterkraut auch als habichtskrautähnliches Bitterkraut bezeichnen. Die Ähnlichkeit mit den bereits vorgestellten großen, verzweigten Habichtskräutern (Hieracium div.) ergibt sich durch die Blütenkörbe, die ebenfalls ausschließlich mit gelben Strahlenblüten ausgestattet sind. Schaut man sich aber die Blätter und Stängel des Gewöhnlichen Bitterkrauts genauer an, so fällt auf, dass diese mit rauen Borsten übersäht sind. Derart kratzig sind unsere Habichtskräuter nicht, ihre Haare sind im Vergleich deutlich weicher. Ein prima Merkmal zur Unterscheidung sind die „Ankerhaare“ auf den Blatterunterseiten, die nur beim Bitterkraut zu finden sind. Dazu braucht man allerdings eine 10fach-Lupe. Man rollt sich ein Blatt um den Finger und schaut ins Gegenlicht über die Blattfläche. Das Merkmal ist sehr eindrücklich. Man muss es nur einmal gesehen haben. Übrigens findet sich eine schöne Abbildung davon auf der Wikipedia-Seite zu Picris hieracioides.
Die Wurzel des Gewöhnlichen Bitterkrautes soll bitter schmecken, daher auch der Gattungsname. Im Pfälzerwald wächst die Art vorzugsweise in Grünland-Brachen und in Saumgesellschaften auf nicht all zu mageren Böden.
Autor der Texte und Herausgeber: Natur Südwest, Foto: Oliver Röller
Mehr zu der Art in der ArtenInfo der POLLICHIA e.V.: https://arteninfo.net/elearning/flora/speciesportrait/5036
Die Gattung Senecio ist die weltweit am weitesten verbreitete und artenreichste Pflanzengattung. Man schätzt, dass es weltweit rund 3000 verschiedene Senecio-Arten gibt. In der Pfalz gibt es nur ein gutes Dutzend Greiskraut-Arten, Neophyten miteingeschlossen. Typisch für die Wiesen und Weiden auf den sandigen Böden im Pfälzerwald ist das Jakobs-Greiskraut. Der Name bezieht sich auf den Blühbeginn, der in Schweden, wo die Art von Carl von Linné beschrieben wurde, um den St. Jakobstag, also den 25. Juli liegt. In der Pfalz konnten wir dieses Jahr bereits Anfang Juli erste blühende Exemplare bewundern. In Verruf geraten sind die Greiskräuter wegen ihrer giftigen Inhaltsstoffe, die bei Weidetieren vor allem Pferden schaden. Andererseits hätten wir so schöne Nachtfalter wie den Jakobskrautbär (Tyria jacobaeae) viel seltener oder gar nicht, wenn es nicht so viel Jakobs-Greiskraut im Pfälzerwald gäbe.
Autor der Texte und Herausgeber: Natur Südwest, Foto: Oliver Röller
Mehr zu den genannten Arten in der ArtenInfo der POLLICHIA e.V.:
https://arteninfo.net/elearning/flora/speciesportrait/4945
https://arteninfo.net/elearning/nachtfalter/speciesportrait/2245
Der Weinbergs-Lauch ist eine typische Art aufgelassener Weinberge. Im Pfälzerwald ist er aber auch auf Grünlandbrachen und in Säumen entlang von Wiesen, Weiden und Äckern recht häufig. Allerdings bevorzugt er eindeutig trockene Böden, Grünland an Standorten, auf denen früher im Pfälzerwald Ackerbau betrieben wurde. Vielleicht ist er im südlichen Pfälzerwald aufgrund früherer Zeiten so häufig, als man hier noch sehr viel Kartoffeln, Roggen und Hafer anbaute. Wie auch immer – im extensiv genutzten Grünland kann er sich behaupten. Ob das Weidevieh die Art meidet? Es ist anzunehmen, denn die Stängel, Blätter und Blüten schmecken recht aromatisch.
Interessant sind die Blütenköpfchen dieser Lauch-Art. Es bilden sich oft nur wenige Blüten, manchmal gar keine. Stattdessen werden die Blütenanlagen zu Brutzwiebeln umgebildet, aus denen dann Blätter aussprießen. So etwas nennt man Pseudoviviparie. Viviparie steht für Lebendgeburt. Pseudoviviparie, weil es kein Samen aus zwei Elternteilen ist, aus dem Nachwuchs hervorgeht, sondern eine vegetativ entstandene Brutzwiebel, die identisch ist mit der Pflanze, die sie hervorbringt. Manchmal bilden einzelne Pflanzen des Weinbergs-Lauchs aber auch wunderschöne kugelige Blütenstände aus. Diese tragen dann nur wenige Brutzwiebeln am Grund des Blütenstandes.
Autor der Texte und Herausgeber: Natur Südwest, Foto: Oliver Röller
Mehr zu der Art in der ArtenInfo der POLLICHIA e.V.: https://arteninfo.net/elearning/flora/speciesportrait/5102
Die Berg-Sandrapunzel ist verwandtschaftlich betrachtet ein Glockenblumengewächs und wird passenderweise auch als Berg-Sandglöckchen bezeichnet. Ähnlich wie bei der bereits vorgestellten Teufelskralle, ist die Familienzugehörigkeit zu den Campanulaceae nicht sofort zu erkennen. Zupft man sich jedoch eine Einzelblüte aus dem dichten, kugeligen Blütenstand und schaut sich diese genauer an, dann ist die Ähnlichkeit mit den bekannten Glockenblumen (Campanula div.) durchaus ersichtlich.
Im Pfälzerwald ist die die zweijährige Art recht häufig in Sandmagerrasen und in Heiden anzutreffen, außerdem an sandigen, besonnte Wegböschungen. Viel seltener ist die Schwesternart, die Ausdauernde Sandrapunzel (Jasione laevis), die innerhalb Deutschlands in der Pfalz die Nordgrenze ihres Verbreitungsgebietes erreicht. Man erkennt sie u.a. daran, dass sie Ausläufer bildet und sterile, ausdauernde Blattrosetten besitzt.
Autor der Texte und Herausgeber: Natur Südwest, Foto: Oliver Röller
Mehr zu den genannten Arten in der ArtenInfo der POLLICHIA e.V.:
Zum Thema „10.000 Fotos von Schmetterlingen und Insekten aufgenommen" hat die Landesschau Rheinland-Pfalz einen Beitrag veröffentlicht. Wir wünschen viel Spaß beim Anschauen.