Der Herbst-Löwenzahn kündigt den herannahenden Herbst sowohl mit seinem deutschen als auch mit seinem wissenschaftlichen Namen an. Seine Blütezeit erstreckt sich von Juli bis Oktober. Auffällig tritt er erst im September und im Oktober hervor, wenn er zusammen mit den bereits vorgestellten Kräutern Gewöhnliches Ferkelkraut (Hypochaeris radicata), Doldiges Habichtskraut (Hieracium umbellatum) und Rauher Löwenzahn (Leontodon hispidus) das Grünland, vor allem Viehweiden, in ein Meer von gelben Blütenkörbchen taucht. Auch der Grüne Pippau (Crepis capillaris) mischt sich mancherorts darunter. Aber was heißt hier auffällig? Von den fünft genannten Korbblütlern ist der Herbst-Löwenzahn vielleicht der unauffälligste. Gut zu erkennen ist er dann aber doch an den äußeren Strahlenblüten, deren Unterseite rote Streifen aufweisen, den reichlich vorhandenen kleinen Blattschuppen an den Blütenstängeln und an den oft langen, schmalen, nach vorne gebogenen Blattzipfeln, die so gar nicht an Löwenzähne erinnern.
Autor der Texte und Herausgeber: Natur Südwest, Foto: Oliver Röller
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Von Juli bis September blühen im Pfälzerwald verschiedene Minze-Arten. Wir können bei den Minzen zwischen Arten unterscheiden, deren Blütenstände an Stängelknoten und Stängelblättern in sogenannten Scheinquirlen gehäuft auftreten und Arten, deren Blüten in dichten Scheinähren an Stängelenden zusammenstehen. Ein häufiger Vertreter des ersten Typs ist die Acker-Minze (Mentha arvensis), ein häufiger Vertreter des zweiten Typs ist die Zottige Minze (Mentha x villosa). Letztere trägt ein „x“ im wissenschaftlichen Artnamen, was bedeutet, dass diese Art aus einer Kreuzung zweier Elternarten hervorgegangen ist und einen stabilen Bastard bildet. Die Elternarten von Mentha x villosa sind die Rundblättrige Minze (Mentha suaveolens) und die Grüne Minze (Mentha spicata), die beide in der Region viel seltener vorkommen als der Bastard. Erstaunlicherweise ist die Zottige Minze immer steril, bildet also keine Samen und kann sich nur über Ausläufer ausbreiten. Wie schafft sie es, trotzdem vielerorts z.B. an Grabenrändern und Straßenbegleitgrün aufzutreten? Bei den Minze-Arten gibt es noch allerhand spannende Fragen zu klären.
Autor der Texte und Herausgeber: Natur Südwest, Foto: Oliver Röller
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Das Raukenblättrige Greiskraut ist nicht so bekannt wie das Jakobs-Greiskraut (Senecio jacobaea), welches wir in unserer Serie bereits am 20. Juli vorgestellt haben. Besonders Pferdehalter*innen, die vermeintlich Jakobs-Greiskraut auf ihrer Pferdeweide finden, sollten einmal prüfen, ob es sich dabei vielleicht nicht doch um das Raukenblättrige Greiskraut handelt. In der Vorderpfalz ist dies sicherlich oft der Fall. Im Pfälzerwald wächst Senecio erucifolius hauptsächlich an Straßenrandböschungen, weniger im Grünland. Beide Arten sind aber hier weit verbreitet und stellenweise häufig. Zur Unterscheidung der beiden Arten: Das Raukenblättrige Greiskraut hat pro Blütenkörbchen 5-8 abstehende Außenhüllblätter. Das Jakobs-Greiskraut hat dagegen nur 3-5 anliegende und deutlich kürzere Außenhüllblätter. Welche der beiden Greiskraut-Arten im Pferdefutter mehr Schaden anrichtet, ist uns nicht bekannt. Die effektivste und zugleich naturverträglichste Form der Weidepflege ist die des gezielten Ausreißens der unerwünschten Pflanzen vor der Samenreife. Wo es keine Nutzungskonflikte gibt, sollte man die Greiskraut-Arten aber wachsen lassen. Zum Beispiel auch im Hausgarten. Schließlich sind sie wichtige Nahrungspflanzen für einige speziell an Senecio-Arten angepasste Insekten.
Für den Pfälzerwald kann übrigens festgestellt werden, dass die Hauptblütezeit des Raukenblättrigen Greiskrautes etwa einen Monat später beginnt als die des Jakobs-Greiskrautes!
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Gut, dass sich die Verschwörungstheoretiker heutzutage in der Mehrzahl nicht mit wildwachsenden Pflanzen beschäftigen. Früher taten sie es und suchten nach Pflanzen, die vor dem „Berufen“ durch Hexen schützen sollten. Als vermeintlich schützendes Kraut wurde wohl überwiegend das Rauhe Berufskraut (Erigeron acris) verwendet, dessen Schwesterart, den Einjährigen Feinstrahl (Erigeron annuus), wir in der Serie schon vorgestellt haben. Alles ziemlich krude Vorstellungen, besonders wenn sie heute noch in den Köpfen von Menschen spuken. Das Kanadische Berufskraut, das wir heute vorstellen, ist im Pfälzerwald ebenso häufig zu finden wie der Einjährige Feinstrahl und die Goldruten. Die Art besiedelt hier die gleichen Biotope, vor allem Acker- und Grünlandbrachen. Auch sie stammt, wie die anderen genannten, ursprünglich aus Nordamerika und wurde im 17. Jahrhundert nach Europa eingeführt. Übrigens sind ganz viele dieser irgendwann bei uns sesshaft gewordenen Nordamerikaner Spätblüher. Das ist auch der Grund dafür, dass sie in unserer Serie erst recht spät im Sommer, aber dann regelmäßig, porträtiert werden.
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Wir konnten im Verlauf des Jahres bei Weitem nicht alle uns wichtigen, aufblühenden Arten vorstellen. Von den Schmetterlingsblütlern, zu den u.a. die verschiedenen Wicken (Vicia div.) und die diversen Klee-Arten der Gattung Trifolium zählen, hätte man die eine oder andere Art gerne noch vorgestellt. Wie schön, dass einige Vertreter dieser Familie auch im Spätsommer auf unseren Wiesen nochmal stark aufblühen, nachdem sie eine Sommerpause eingelegt haben. Ein solcher Schmetterlingsblütler ist der Gemeine Hornklee (Lotus corniculatus). Charakteristisch sind die strahlend gelbe Blütenkrone und die fünfzählig gefiederten Blätter. Diese Art ist ein sogenannter Tiefwurzler. Ihre Wurzeln reichen bis zu einem Meter tief in den Boden. Damit übersteht sie die trockene Jahreszeit bestens. Im Pfälzerwald ist der Gemeine Hornklee auf vielen Wiesen und Weiden mittlerer Standorte eine der prägenden Spätsommer-Arten.
In nassen Gräben finden wir den Nächstverwandten, den Sumpf-Hornklee (Lotus pedunculatus). Dieser benötigt längere Zeit nasse Standorte und unterscheidet sich vom Gemeinen Hornklee durch seinen hohlen Stängel und nicht so satt-grüne, sondern eher bläulich-grüne Blätter.
Autor der Texte und Herausgeber: Natur Südwest, Foto: Oliver Röller
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Die Blütezeit der Beifuß-Ambrosie beginnt im Juli, im Pfälzerwald ist mit der Hauptblütezeit je nach Witterung zwischen Mitte August und Mitte September zu rechnen. Sehr zum Leidwesen einiger Mitmenschen, die auf den hochallergenen Pollen der Pflanze reagieren. Die aus Nordamerika eingeschleppte Art sorgt aufgrund ihres allergischen Potenzials (Pollenallergie und Kontaktallergie) regelmäßig für mediales Aufsehen. Durch Melde- und Bekämpfungskampagnen soll ihre weitere Ausbreitung hierzulande gehemmt werden.
Da die Beifuß-Ambrosie über Jahrzehnte als Samen im Boden überdauern kann, wird sie oft versehentlich durch Erdmaterial verschleppt und keimt dann vor allem auf Ruderalstandorten. Auch im Gebiet des Pfälzerwaldes gibt es immer wieder Vorkommen an Straßenrändern, in Sandgruben und auf Bauplätzen sowie auf Wildäsungsflächen und Getreideäckern. Kleinere Bestände werden oft aus Privatgärten gemeldet. Hier stammen die Ambrosia-Samen vermutlich aus verunreinigtem Vogelfutter.
Eine Verwechselungsart der Beifuß-Ambrosie ist ihr Namensvetter, der Gewöhnliche Beifuß (Artemisia vulgaris). Bei kurzer Betrachtung sind die beiden Arten aber leicht voneinander zu unterscheiden: Der Beifuß ist auf der Blattunterseide weiß-filzig, während bei der Ambrosie beide Blattseiten grün sind.
Autor der Texte und Herausgeber: Natur Südwest, Foto: Oliver Röller
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Es gibt auch eine heimische Goldruten-Art, die jedoch weit weniger bekannt ist als die beiden eingeschleppten, amerikanischen Goldruten, die wir in unserer Serie bereits vorgestellt haben. Dabei ist die heimische Gewöhnliche Goldrute nicht weniger häufig und verbreitet. Auf den ersten Blick hat sie nicht viel Ähnlichkeiten mit ihren Verwandten aus Übersee. Sie wächst in der Regel nur halb so hoch auf, die Blüten sind deutlich größer, mehr als doppelt so groß, und der Blütenstand ist im Vergleich armblütiger. Auch handelt es sich beim Blütenstand nicht um eine einseitig überhängende Rispe, sondern eher um eine aufrechte, walzenförmige Traube bzw. Rispe.
Im Pfälzerwald finden wir die Gewöhnliche Goldrute vor allem im Halbschatten von Waldaußensäumen, am Rand von Feldgehölzen und auf Wiesenbrachen und extensiv genutzten Viehweiden. Da die Art mähempfindlich ist, kann sie sich in Glatthaferwiesen kaum behaupten. Nach Nutzungsaufgabe ist sie jedoch schnell zur Stelle und kann dann auch zusammen mit ihren Schwesterarten auf der gleichen Fläche aufkommen. Unser Foto zeigt im Vordergrund die Gewöhnliche Goldrute, im Hintergrund zu erkennen sind Blütenstände der Kanadischen Goldrute auf einer Wiesenbrache im Pfälzerwald.
Autor der Texte und Herausgeber: Natur Südwest, Foto: Oliver Röller
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Es gibt zahlreiche verschiedene Frauenmantel-Arten, die ihre Entstehung vermutlich einer früheren vielfachen Bastardierung heute ausgestorbener Arten verdanken. Die im Pfälzerwald vorkommenden Sippen werden von Experten allesamt der Alchemilla-vulgaris-Artengruppe zugeordnet.
Der Gewöhnliche Frauenmantel wächst im Pfälzerwald auf frischen Talwiesen, besonders an Standorten, die durch angrenzende Wälder zeitweise beschattet sind. Wie auf dem Foto zu sehen, kann er auch nach der Juli-Mahd im August und im September nochmal aufblühen.
Die Alchemisten, die vermeintlichen Goldmacher, die es nie geschafft haben, für ihre Könige unedle Metalle in Gold zu verwandeln, sprachen der Pflanze magische Kräfte zu. Daher kommt der Name Alchemilla. Und die Blätter erinnerten die Altvorderen an Mäntel mittelalterlicher Mariendarstellungen. Daher kommt der deutsche Name.
Der Gewöhnliche Ackerfrauenmantel (Aphanes arvensis) ist eine im südlichen Pfälzerwald auf Sandäckern häufig vorkommende Art. Beide Gattungen Aphanes und Alchemilla gehören zur Familie der Rosengewächse.
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Der Gewöhnliche Beifuß wächst im Pfälzerwald vor allem in wegbegleitenden Säumen. Von Natur aus gäbe es die Art hier deutlich weniger, wenn die Sandwege nicht geschottert wären. Durch den Basaltschotter, der im südlichen Pfälzerwald häufig verwendet wird, werden die Nährstoffmengen erst eingetragen, die dem Gewöhnlichen Beifuß günstige Wuchsbedingen bescheren. An Sandwegen hätten wir vielerorts Heidevegetation, anstelle der durch den Wegschotter geförderten Beifuß-Gesellschaften.
Nichtsdestotrotz ist der Gewöhnliche Beifuß eine einheimische Art, die in früherer Zeit volksmedizinische Anwendung fand und noch heute als Gewürzpflanze in der Küche genutzt wird. Die massenhaft vorhandenen, kleinen und unauffälligen Blütenkörbchen können bis zu 700.000 Samen pro Pflanze hervorbringen. Interessant ist in diesem Zusammenhang übrigens, dass sich innerhalb der Gattung Artemisia ein Übergang vollzieht von der Insektenbestäubung hin zur sekundären Windbestäubung. Man spricht hier von sekundärer Windbestäubung, weil die Insektenbestäubung in der Evolutionsgeschichte der Pflanzen die „modernere“ Form der Bestäubung ist. Die kleinen Blütenkörbe und deren massenhaftes Auftreten sind Teil dieser Entwicklung, zurück zur Windbestäubung.
Autor der Texte und Herausgeber: Natur Südwest, Foto: Oliver Röller
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Die Kleine Bibernelle ist ein Doldenblütler aus der Gruppe mit weißen Blüten und fehlenden Hüllblättern. Sie blüht im Pfälzerwald im Hochsommer bis in den Herbst hinein vor allem auf Magerwiesen und Magerweiden und ist hier bei gehäuftem Auftreten eine gute Zeigerpflanze für naturschutzfachlich bedeutendes, artenreiches Grünland und artenreiche Säume.
Die grundständigen ersten Blattaustriebe der Kleinen Bibernelle sind paarig einfach gefiedert, mit rundlich-eiförmigen stumpfen Fiederabschnitten und erinnern an die Blätter des Kleinen Wiesenknopfes (Sanguisorba minor). Wegen der Ähnlichkeit der Blätter beider Arten und weil beide als Salatbeigabe in der Küche Verwendung finden, wird der Wiesenknopf allgemein ebenfalls als Bibernelle bzw. Pimpinelle bezeichnet. Wir haben die beide heimischen Wiesenknopf-Arten in unserer Serie bereits vorgestellt.
Die Stängelblätter der Kleinen Bibernelle unterscheiden sich deutlich von ihren Grundblättern. Die Fiederblattabschnitte der Stängelblätter sind länglich, das gesamte Blatt im Umriss dreieckig. Spätestens, wenn diese Stängelblätter erscheinen sind Pimpinella und Sanguisorba nicht mehr miteinander zu verwechseln.
Autor der Texte und Herausgeber: Natur Südwest, Foto: Oliver Röller
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Das Gewöhnliche Ferkelkraut ist ein weiterer armblütiger, gelbblühender Korbblütler ohne Stängelblätter, den wir in unserer Serie vorstellen. Er ist in den Wiesen mittlerer Standorte im Pfälzerwald so häufig und zuverlässig vertreten, dass von Vegetationskundlern hier schon der Begriff Ferkelkraut-Glatthaferwiese für eine bestimmte charakteristische Ausprägung des Grünlandes gewählt wurde.
Seinen Namen hat das Kraut vermutlich wegen der derben, speckig glänzenden Blätter erhalten, die mit kräftigen Borstenhaaren locker übersät sind. Das erinnert etwas an die Borsten von Ferkeln. Die Blätter sind in einer grundständigen Rosette vereint, die dicht am Boden anliegt. Dadurch entziehen sie sich nicht nur dem Mähwerk, sondern auch dem Kuhmaul. Unter anderem das erklärt, weshalb das Ferkelkraut, das bereits im Frühsommer erstmals blüht, auch im Sommer und bis in den Herbst hinein auf Wiesen und Weide zur Blüte kommt. Immer dann, wenn die Wuchsbedingungen passen, auch nach der spätsommerlichen Hitzezeit (Hundstage), erholen sich die Blattrosetten recht schnell wieder und bilden bis in den Herbst hinein Blütentriebe aus.
Zum Keimen benötigt das Gewöhnliche Ferkelkraut offenen Boden, der auf Weiden viel zahlreicher ist als auf Wiesen. Vielleicht kommt der Name der Pflanze auch daher, weil man sie früher in manchen Gegenden als typische Art der Schweineweide ausmachte.
Autor der Texte und Herausgeber: Natur Südwest, Foto: Oliver Röller
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Wie Sie wissen, hat in diesem Jahr das Projekt gestartet, für welches die GvN-Stiftung die Trägerschaft übernommen hat.
Foto: Bernd Hartmann
Im Rahmen der Auftaktveranstaltung am 7. Juli 2020 erhielt dieses Projekt eine
UN-Dekadenauszeichnung
Dieses Projekt hat nun die Möglichkeit,
Projekt des Monats August
zu werden!
Sie finden das Projekt auch gut?
Dann geben Sie ihm Ihre Stimme
>> Unter dem Link https://www.undekade-biologischevielfalt.de/projekte/projekt-des-monats-waehlen/
Näheres zum Projekt unter: http://efa-suedpfalz.de/