NABU RHEINLAND-PFALZ | PRESSEMITTEILUNG | NR 9/21 | 12. MÄRZ 2021
Umwelt/Agrarstudie
148 Millionen Euro mehr für Umweltmaßnahmen in der Landwirtschaft
Bündnis aus Verbänden und Institutionen stellt Studie zur Rettung der Kulturlandschaft in Rheinland-Pfalz vor
Mainz – Ein Bündnis aus 10 Verbänden und Institutionen stellte am 12. März 2021 auf einer gemeinsamen Pressekonferenz die Agrarstudie „Artenreiche Kulturlandschaften in Rheinland-Pfalz 2030“ vor. Inhalt der Studie sind Vorschläge für die Weiterentwicklung biodiversitätssteigender Agrarförderungen. Deren konsequente Umsetzung ist dringend nötig, um dem fortschreitenden Verlust der Artenvielfalt entgegenzuwirken. Ihr Leitbild: Die Erhaltung und Wiederherstellung lebendiger und vielfältiger Kulturlandschaften mit hoher Biodiversität.
Viele Landwirt*innen wollen Maßnahmen zur Stärkung der Biodiversität umsetzen und tun dies auch bereits. Damit dies noch deutlich mehr gelingt, müssen sie hierfür aber dringend ausreichend honoriert werden. Die vorgestellte Studie zeigt, dass bereits viele Ansätze in dem derzeitigen Landesprogramm EULLa (Programm zur Entwicklung von Umwelt, Landwirtschaft und Landschaft) grundsätzlich geeignet sind um die Biodiversität zu stützen. Es bedarf aber dringender weiterer Anreize und Investitionen, um die notwendige flächige Wirkung für den Artenschutz in unserem Land zu erreichen. So fehlen laut Studie in Rheinland-Pfalz derzeit 148 Millionen Euro pro Jahr, um die Biodiversität auf den landwirtschaftlich genutzten Flächen signifikant zu stärken.
Zum Lesen und Downloaden der kompletten Pressemitteilung vom 19.2.21 "Die POLLICHIA begrüßt die Klage der EU-Kommission vom 18.2.2021 gegen die Bundesrepublik Deutschland wegen mangelhafter Umsetzung der FFH-Richtlinie vor dem Europäischen Gerichtshof" als PDF-Datei klicken Sie bitte das Vorschaubild an.
Purelei unterstützt mit ihrer Vintage Collection-Spendenaktion "Save our bees" bis 24.1.21 die Naturschutzarbeit der POLLICHIA zugunsten der Wildbienen.
Wir bedanken uns herzlich für die großartige Unterstützung.
Ein Video der Spendenübergabe können Sie nach einem Klick auf das Vorschaubild ansehen.
Der Band 100 der POLLICHIA-Mitteilungen ist erschienen und steht unter dem Menüpunkt "Mitteilungen der POLLICHIA" (Hauptmenü links) https://www.pollichia.de/index.php/mitteilungen-der-pollichia zum Download bereit. Wir wünschen viel Vergnügen beim Studieren.
Dickkopffliegen werden oft mit Hautflüglern verwechselt, denn sie sind wespenähnlich gefärbt und haben eine wespenähnliche Einschnürung. Die zu Schwingkölbchen spezialisierten Hinterflügel verraten sie allerdings als Mitglied der Ordnung der Zweiflügler. Namensgebend ist der große Kopf der Fliegen.
Derzeit sind die Fliegen im Garten auf Blüten zu finden, wo sie sich von Nektar ernähren. Die Larven leben parasitisch in Hummeln oder Solitärbienen. Zur Eiablage lauert das Weibchen in der Nähe vom Wirtsnest und klammert sich dann am Wirt fest. Dabei werden die Eier zwischen den Chitinplatten der Biene oder Hummel platziert. Die Larven dringen in den Wirtskörper ein und fressen diesen von innen leer. Für das Wirtstier endet der Befall immer tödlich. Den Winter verbringen die Larven in der leergefressenen Wirtshülle und verpuppen sich schließlich im Frühjahr.
Text: Katharina Schneeberg, Foto: Frank Wieland
Wie ein kleines Alien...
... schaut diese Wespe in die Kamera. Es handelt sich um das Weibchen einer Art der Gattung Ectemnius. Sie zählt zur Familie der Crabronidae innerhalb der Grabwespen (Spheciformes).
Ihre beeindruckenden Mandibeln nutzt sie, um in Weichholz oder im Mark von Stängeln kleine Brutröhren anzulegen. Einige Arten wurden auch beim Anlegen von Nestern in Styropor oder morschem Fachwerk beobachtet.
Die Larven werden ausschließlich mit verschiedensten Fliegen gefüttert, bei einigen Ectemnius-Arten fast ausschließlich mit Schwebfliegen. Die erwachsenen Wespen sind Blütenbesucher.
Die Gattung Ectemnius umfasst rund 160 Arten weltweit, für Europa sind in der Fauna Eurpaea des Museums für Naturkunde in Berlin 26 Arten verzeichnet.
Die Schnappschüsse dieses Tieres entstanden auf einem Autodach in Hochspeyer.
Text und Fotos: Frank Wieland
Mit der Herbst-Zeitlose endet unsere Serie „Blumen sind das Lächeln der Erde“, mit der wir euch seit dem 26. März insgesamt über 140 Blütenpflanzen vorgestellt haben. Begonnen haben wir mit dem Wiesen-Goldstern (Gagea pratensis), der mit der Herbst-Zeitlose einige Gemeinsamkeiten hat. Beide sind einkeimblättrige Pflanzen aus der Verwandtschaftsgruppe der Lilienartigen. Beide sind Geophyten, Pflanzen also, welche die für sie ungünstige Jahreszeit im Boden überdauern.
Während die heimischen Goldstern-Arten ihre Blüten im zeitigen Frühjahr zusammen mit den Blättern entfalten, sind Blüten- und Blattwachstum bei der Herbst-Zeitlose jahreszeitlich getrennt. Im August und September entfaltet die Herbst-Zeitlose ihre Blüten, die von Insekten bestäubt werden, aber auch zur Selbstbestäubung fähig sind. Im Frühjahr treiben dann die Blätter aus, die teilweise herangereifte Fruchtkapseln umschließen.
Sämtliche Pflanzenteile der Herbst-Zeitlose sind sehr giftig, sowohl für Weidetiere als auch für Menschen. Bedauerlicherweise kam es schon öfter zu Verwechslungen mit dem schmackhaften Bärlauch (Allium ursinum). Dabei reichen 60 g der Blätter der Herbst-Zeitlose, um einen 80 kg schweren Menschen zu töten. Hier ist also höchste Vorsicht geboten. Anderseits dienen die giftigen Inhaltsstoffe dieser Art auch zur Herstellung moderner Medikamente und sie finden Anwendung bei der Züchtung von Nahrungspflanzen.
Abschließend können wir festhalten, dass die Herbstzeitlose im Pfälzerwald im Grünland und in Säumen häufig zu finden ist. Die Böden dürfen nur nicht zu sandig, mager und trocken sein. Ihre wunderschönen, zart rosafarbenen Blüten kündigen in kälteren Regionen das Ende der Vegetationsperiode an. Im Pfälzerwald dauert die Blütezeit vieler Spätblüher aber auch im goldenen Herbst noch lange an – sehr zu unserer Freude!
Autor der Texte und Herausgeber: Natur Südwest, Foto: Oliver Röller
Mehr zu den genannten Arten in der ArtenInfo der POLLICHIA e.V.:
https://arteninfo.net/elearning/flora/speciesportrait/5107
Über Arten, die in unseren Breiten bis weit in den Herbst hinein blühen, könnte man noch vieles mehr berichten. Als ein Beispiel stellen wir heute die Weiße Lichtnelke (Silene latifolia) vor, die auch als Weiße Nachtnelke bezeichnet wird. Sie duftet in den Abend- und Nachtstunden, wird von Nachtfaltern besucht, die für die Bestäubung sorgen. Dabei ist die Art zwei- bis dreihäusig, es gibt also sowohl männliche und weibliche als auch zwittrige Blüten. Bei den Zwittrigen Blüten werden zuerst die „männlichen“ Pollen reif, der „weibliche“ Fruchtknoten reift später. Dadurch vermeidet die Art eine Selbstbestäubung.
Seit einigen Jahren richten wir unsere Aufmerksamkeit auf die Herbst- und Winterblüher. Wir konnten feststellen, dass die Weiße Lichtnelke zu den besonders ausdauernden Spätblühern gehört. Nachts blühende Arten müssen besser an kalte Temperaturen angepasst sein als Arten, die tagsüber blühen. Die Weiße Lichtnelke ist aber diesbezüglich besonders robust. Im Hebst blüht sie noch vielerorts an Wegrändern und in Säumen von Gebüschen. In milden Wintern machen ihr schwache Fröste kaum etwas. Sie blüht einfach immer weiter.
Autor der Texte und Herausgeber: Natur Südwest, Foto: Oliver Röller
Mehr zur Art in der ArtenInfo der POLLICHIA e.V.:
Gegen Ende unsere Serie „Blumen sind das Lächeln der Erde“ stellen wir noch einmal einen Vertreter aus der Gruppe der Doldenblütler vor. Wir wenden uns damit auch einem Lebensraum zu, der in unserer Serie nur am Rande eine Rolle spielte.
Die Dolden des Knotenblütigen Scheiberichs, der auch Knotenblütiger Sellerie genannt wird, befinden sich nicht an den Enden von Stängeln, sondern sie sitzen an den Stängelknoten, in den Achseln von Blättern. Solche an Stängelknoten sitzenden Blütenstände sind in unserer Flora nicht selten, allerdings kommen sie in der Familie der Doldenblütler viel seltener vor als z.B. in der Familie der Lippenblütler, aus der wir zuletzt zwei Minze-Arten vorgestellt haben.
Der Knotenblütige Scheiberich wächst im Pfälzerwald an langsam fließenden Gewässern im Offenland, z.B. dort, wo kleine Bäche durch Nasswiesen fließen. Er bevorzugt schlammige Böden mit guter Nährstoffversorgung. In schnell fließenden Gewässern mit sandig-steinigem Untergrund und ohne Schlammbänke sucht man ihn vergeblich.
Innerhalb Deutschlands konzentrieren sich die Vorkommen auf den Südwesten. Die Vorkommen im Pfälzerwald sind vermutlich die größten im gesamten Bundesgebiet.
Autor der Texte und Herausgeber: Natur Südwest, Foto: Oliver Röller
Mehr zur Art in der ArtenInfo der POLLICHIA e.V.:
Die richtige Mahd von Grünflächen in Dörfern und Städten entscheidet darüber, wie viele Insekten und andere Tiere einen wertschätzenden Lebensraum erhalten. Das Seminar wurde am 08. Juni 2020 im Rahmen des Projektes „Pfälzerwald: SDG-Modellregion für ein nachhaltiges Rheinland-Pfalz“ gehalten.
Michael Ochse, POLLICHIA e.V.
Um das Webinar anzuschauen, klicken Sie bitte das Vorschaubild an.
Der Herbst-Löwenzahn kündigt den herannahenden Herbst sowohl mit seinem deutschen als auch mit seinem wissenschaftlichen Namen an. Seine Blütezeit erstreckt sich von Juli bis Oktober. Auffällig tritt er erst im September und im Oktober hervor, wenn er zusammen mit den bereits vorgestellten Kräutern Gewöhnliches Ferkelkraut (Hypochaeris radicata), Doldiges Habichtskraut (Hieracium umbellatum) und Rauher Löwenzahn (Leontodon hispidus) das Grünland, vor allem Viehweiden, in ein Meer von gelben Blütenkörbchen taucht. Auch der Grüne Pippau (Crepis capillaris) mischt sich mancherorts darunter. Aber was heißt hier auffällig? Von den fünft genannten Korbblütlern ist der Herbst-Löwenzahn vielleicht der unauffälligste. Gut zu erkennen ist er dann aber doch an den äußeren Strahlenblüten, deren Unterseite rote Streifen aufweisen, den reichlich vorhandenen kleinen Blattschuppen an den Blütenstängeln und an den oft langen, schmalen, nach vorne gebogenen Blattzipfeln, die so gar nicht an Löwenzähne erinnern.
Autor der Texte und Herausgeber: Natur Südwest, Foto: Oliver Röller
Mehr zu den genannten Arten in der ArtenInfo der POLLICHIA e.V.:
https://arteninfo.net/elearning/flora/speciesportrait/5032
https://arteninfo.net/elearning/flora/speciesportrait/5026
https://arteninfo.net/elearning/flora/speciesportrait/5000
Von Juli bis September blühen im Pfälzerwald verschiedene Minze-Arten. Wir können bei den Minzen zwischen Arten unterscheiden, deren Blütenstände an Stängelknoten und Stängelblättern in sogenannten Scheinquirlen gehäuft auftreten und Arten, deren Blüten in dichten Scheinähren an Stängelenden zusammenstehen. Ein häufiger Vertreter des ersten Typs ist die Acker-Minze (Mentha arvensis), ein häufiger Vertreter des zweiten Typs ist die Zottige Minze (Mentha x villosa). Letztere trägt ein „x“ im wissenschaftlichen Artnamen, was bedeutet, dass diese Art aus einer Kreuzung zweier Elternarten hervorgegangen ist und einen stabilen Bastard bildet. Die Elternarten von Mentha x villosa sind die Rundblättrige Minze (Mentha suaveolens) und die Grüne Minze (Mentha spicata), die beide in der Region viel seltener vorkommen als der Bastard. Erstaunlicherweise ist die Zottige Minze immer steril, bildet also keine Samen und kann sich nur über Ausläufer ausbreiten. Wie schafft sie es, trotzdem vielerorts z.B. an Grabenrändern und Straßenbegleitgrün aufzutreten? Bei den Minze-Arten gibt es noch allerhand spannende Fragen zu klären.
Autor der Texte und Herausgeber: Natur Südwest, Foto: Oliver Röller
Mehr zu den genannten Arten in der ArtenInfo der POLLICHIA e.V.:
https://arteninfo.net/elearning/flora/speciesportrait/4759
https://arteninfo.net/elearning/flora/speciesportrait/4765