Tagung2022WaldundBiodiversitaet
Prof. Dr. Gebhard Schueler
Mit der klimawandelbedingten Temperaturerhöhung der vergangenen Jahre kam es zunehmend zu längeren Trockenperioden, mit negativen Folgen für die klimatische Wasserbilanz in den Waldgebieten von Rheinland-Pfalz. Andererseits haben konvektive Niederschlagsereignisse vermehrt zu Starkregen, Sturzfluten und menschengefährdenden Überschwemmungen geführt. Mit der Klimaveränderung nahmen die Stresssituationen in den Wäldern bereits zu. Fichtenwälder wurden auf großer Fläche Opfer von Borkenkäferkalamitäten. Darüber hinaus zeigten sich bei (Alt-) Buchen und auch bei Kiefern seit den Trockenjahren 2018 - 2020 deutliche Trockenstress-Symptome bis hin zu Absterbe-Erscheinungen. Dabei leisten Wälder und Forstwirtschaft einen entscheidenden Beitrag zum dezentralen Hochwasserschutz und zu einer nachhaltigen Grundwasserneubildung.
Dr. Kai Riess
Als Reaktion auf anthropogene Einträge von Luftschadstoffen wurden und werden auch im Pfälzerwald Kompensationsmaßnahmen mit Kalk oder Holzasche durchgeführt. Obwohl dies seit Jahrzenten gängige Praxis ist, sind die Folgen des Eingriffs in das Leben am und im Boden nicht abschließend geklärt: Wie verändert sich die Biomasse von Bakterien, Pilzen, Pflanzen und Tieren, welche Bedeutung hat die Kalkung für die Biodiversität? Dies soll am Beispiel unserer Forschung mit wirbellosen Tieren und Pilzen diskutiert werden, die als Primärzersetzer und Symbionten von Bäumen besonders relevant für das Ökosystem Wald(-boden) sind.
Dr. Patricia Balcar
Wälder gehören zu den vielfältigsten terrestrischen Ökosystemen, ob es sich um Strukturen, Arten oder genetische Ressourcen handelt. Bewirtschaftung nimmt darauf in unterschiedlicher Weise Einfluss, wobei es dabei durchaus von Bedeutung ist, um welche Bewirtschaftungsart es sich handelt und welche Biodiversität als Referenz dient.
Prof. Dr. Martin Entling
Der Artenrückgang in der Kulturlandschaft ist eine gewaltige Herausforderung – Lösungsansätze wie biologischer Landbau oder die Agrar-Umweltmaßnahmen der EU haben bisher keine Trendumkehr bewirkt. Die Beweidung von Waldflächen und die Integration von Bäumen in landwirtschaftliche Flächen verspricht eine starke Zunahme bestimmter Artengruppen. Wir präsentieren erste Ergebnisse zur Wirkung von Waldweide und Agroforst-Systemen auf Insekten, Spinnen, Vögel und Fledermäuse.
Jonas Köhler
Totholzkäfer eignen sich aufgrund ihrer vielfältigen Spezialisierungen und enormen Artenvielfalt besonders gut für zoologische Zustandsuntersuchungen in Waldökosystemen. Die besonders artenreichen, bereits 1996/97 untersuchten Naturwaldreservate "Mörderhäufel" und "Stuttpferch" im Bienwald (Rheinland-Pfalz) wurden 2018/19 mit dem gleichen breiten Standardmethodenset wie bei der ersten Bestandserfassung untersucht, um eine Effizienzkontrolle des Naturwaldreservatkonzepts durchzuführen und mögliche Veränderungen der Fauna zu dokumentieren.
Sylvia Idelberger
Nach fast 7 Jahren Laufzeit endete im September 2021 das EU LIFE Projekt zur Wiederansiedlung der Luchse im Pfälzerwald. Was waren die Herausforderungen und was die Erfolge im Projekt? Der Vortrag gibt einen Einblick in die praktische Umsetzung der Wiederansiedlung und in das Leben der Luchse im grenzüberschreitenden Biosphärenreservat.
Jörg Haedeke
Nachdem eine großkronige Buche plötzlich zusammengebrochen war hat man sich entschieden, sie liegen zu lassen und die Sukzession der sie besiedelnden Pilzarten zu erfassen. 12 Jahre lang wurde das Pilzvorkommen dokumentiert und die bunte Welt der dort gefundenen Recyclingspezialisten aufgenommen.
Axel Schmidt
Jahrzehntelang stand die Forstwirtschaft aufgrund der geforderten wirtschaftlichen Optimierung des Waldbaus und der daraus folgenden Vereinheitlichung der Bestände unter Verlust zahlreicher Strukturen (Waldränder, Waldwiesen, Aufforstungen wertvoller Offenlandflächen etc.) in der Kritik des Naturschutzes. Seit den Schäden durch den „Klimawandel“ (Stürme wie „Wibke“, Trocken-schäden der letzten Jahre etc.) und durch Schädlinge (Borkenkäferkalamität) sind aber auch Verbesserungen für Insekten (und weitere Gruppen) durch forstliche Maßnahmen in und im Umfeld unserer Wälder festzustellen. Es verbleiben jedoch weitere Möglichkeiten, die zum Teil mit geringem Aufwand umsetzbar sind und im Rahmen forstlicher Fortbildung vom Referenten weitergegeben werden.
"Wald und Biodiversität"
POLLICHIA-Tagung am 19. März 2022 in Landau - 5 von 8 Vorträgen:
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Prof. Dr. Gebhard Schueler |
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Dr. Kai Riess |
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Dr. Patricia Balcar |
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Prof. Dr. Martin Entling |
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Jonas Köhler |
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Jörg Haedeke Zu diesem Vortrag gibt es keinen Text sondern nur dokumentierende Fotos mit vielen Pilzarten über mehrere Jahre. |
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Axel Schmidt |
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Sylvia Idelberger |
Die Tagung hat am 19.3.22 mit großer Resonanz stattgefunden.
Hier ging's zur Online-Anmeldung (ggf. auch Stornierung der Teilnahme)
Es folgen unten die Abstracts zu den Vorträgen; die Zeiten entnehmen Sie bitte dem Programmflyer.