Libellenexkursion
19 Teilnehmer möchten Leucorrhinia pluvialis, die Kleine Regenjungfer, sehen.
Die einzige Libelle, die mit Löchern in den Flügeln die Möglichkeit hat, auch bei Regen zu fliegen. Sie ist vermutlich näher mit den Elwetritschen verwandt als mit bekannteren Libellen. Zum Glück hörte der Regen kurz nach Exkursionsbeginn auf und wir konnten eine tatsächlich existierende Glänzende Smaragdlibelle im Flug beobachten.
Für optimales Libellenflugwetter hätten wir Sonnenschein gebraucht, dann wären 20 bis 25 Libellenarten am Retzbergweiher zu erwarten. Gesehen haben wir also nicht viel, aber umso mehr erfahren: Von exophytischer und endophytischer Eiablage, also außerhalb von Pflanzen, z.B. Eiablage ins Wasser oder in Erde, oder eben in Pflanzen. Die daraus schlüpfenden Larven leben im Wasser, mit ihrer Fangmaske fangen sie Insekten, Würmer und kleine Kaulquappen und fressen sie ganz, es bleibt also keine Hülle übrig wie das der Fall ist wenn Wasserkäferlarven ihre Beute aussaugen. Die Libellenlarven häuten sich mehrmals, je nach Libellenart dauert die Entwicklung mehrere Monate oder Jahre. Am Ende der Larvenzeit verlassen sie das Wasser und z.B. an einem Grashalm hängend schlüpft die fertige Libelle aus der letzten Larvenhaut. Diese Exuvie bleibt dann am Grashalm zurück.
Für Libellen ist es wichtig, dass Gewässer auch mal austrocknen, denn dann gibt es keine Fische in diesem Gewässer, die die Larven der Libellen fressen würden. Auch die erwachsenen Libellen haben viele Fressfeinde: Fledermäuse, Baumfalken, Bienenfresser erbeuten Libellen und auch Wasservögel versuchen, im Wasser ablaichende Libellen zu fangen.
Neue invasive Arten bedrohen die Libellen (und andere Arten): der Kalikokrebs, der Signalkrebs und der Ochsenfrosch fressen die Larven. Die Nutria zerstört die Gewässerufer und Schilfgürtel und damit die Eiablageplätze von Libellen. Die Asiatische Hornisse erbeutet auch Libellen.
Libellen benötigen einen hohen Sauerstoffgehalt im Wasser, sind also ein Bioindikator für die Gewässergüte. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Gewässergüte verbessert, der Bestand mancher Libellenarten hat sich damit erholt. Manche Arten kommen allerdings mit wärmeren Temperaturen nicht zurecht und werden weniger. Andere, mediterrane Arten breiten sich aus.
Auch weniger gute Nachrichten gab es: der Retzbergweiher leidet an Sauerstoffmangel und droht umzukippen. Durch elektrisch betriebene Luftsprudler versucht man, dem entgegen zu wirken. Der viele Regen in diesem Jahr ist vorteilhaft für das Gewässer.
Neben Libellen gibt es an den Sippersfelder Weihern noch mehr zu sehen: ein Biber lebt dort, wir haben viele Fledermauskästen am Wegrand gesehen, eine Schmetterlingstramete - ein Baumpilz - fiel uns auf und auf einem Baumstamm ließ sich einer der häufigen Balkenschröter sehen.