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Naturforschung · Naturschutz · Umweltbildung

Einleitung

Foto 1 Tricho speciosum Biotop 300x201Bild 1: Die wattige Matte aus Wuchsfäden des Dünnfarnes. Die Fäden haben perlschnurartige Verdickungen an denen Glanzlichter spiegeln. Die kleine Spinne gibt einen Größenvergleich. (Hexenklamm 27.2.2017; Foto Oliver Röller) zum Vergrößern bitte anklickenSeit Tausenden von Jahren wächst in Felshöhlungen in Süddeutschland eine unscheinbare „grüne Watte. Erst vor 30 Jahren wurde entdeckt, dass diese „Watteflecken“ in den dunklen Felsbereichen keine kümmerlichen Moose, sondern die Gametophyten1 des Prächtigen Dünnfarns (Trichomanes speciosum syn. Vandenboschia speciosa) sind.

Das war ein spektakulärer Neunachweis für einen Farn, dessen Sporophyten2 in frostgeschützten Ländern am Atlantik (von Irland bis zu den Kanaren, den Azoren und Madeira) prächtige Wedel mit bis zu 45 cm aufweisen.

Der Erstnachweis für Mitteleuropa gelang 1993 übrigens H. und K. Rasbach in Luxemburg und bei Dahn im Wasgau. Schon wenige Jahre später kartierte Christoph Stark die Art an zahlreiche Stellen in der Pfalz! Christoph Stark und Konrad Bug konnten 2002 in der Südwest-Pfalz auch erstmalig für Mitteleuropa kleine Sporophyten nachweisen. Die Vermehrung des Dünnfarns erfolgt aber bei uns nur vegetativ über abbrechende Brutknospen (Gemmen), die etwa von kleinen Wirbeltieren im Höhlenbereich verschleppt werden.

 

Ökologie

Foto 2 CStark DSC0324 300x200Bild 2 Typischer Felsfuß mit Höhlung in der der Dünnfarn wächst (Hexenklamm 27.2.2017; Foto Oliver Röller)Die Art besiedelt mehr oder weniger saure Gesteine (bevorzugt Buntsandstein). Die Wuchsorte liegen oft an locker bewaldeten Füßen von Felskomplexen und hier überwiegend in dauer-(sicker)-feuchten Felsspalten und an Höhlendecken im Tiefschatten. Nur mit einer Taschenlampe ist eine Suche erfolgversprechend.

An helleren Stellen solcher Felsen sind Moose konkurrenzkräftiger. Auch bietet die Wuchsweise tief in Höhlen eine gewisse Frostsicherheit. Auffällig ist, dass der Dünnfarn fast ausschließlich nur an Primärstandorten aber nicht in künstlichen Höhlen oder Steinbrüchen vorkommt.

 

Gefährdung und Schutz

Foto 2 CStark DSC0324 300x200Bild 3: Christoph Stark schaut in eine Felstasche an deren Ende der Dünnfarn wächst. (Drachenfels 8.5.2017; Foto Oliver Röller)Die Standorte des Dünnfarn müssen dauerfeucht sein. Normale Trockenjahre schädigen die Art nicht nachhaltig, denn die Wuchsorte konnten die letzten Jahrtausende überdauern! Inzwischen besteht allerdings die Gefahr, dass durch den Klimawandel Felsfüße in einem Maße austrocknen, wie es noch nie aufgetreten ist. Von daher wäre eine Wiederholungskartierung in nächster Zeit sicherlich interessant.

Der Prächtige Dünnfarn ist eine Art der FFH-Anhänge II und IV. Deshalb sind die Wuchsorte auch für die Forstverwaltung relevant: Der Dünnfarn mag es nicht, wenn die Felsfüße an denen er wächst plötzlich völlig freigestellt werden. Auch sollten diese Stellen nicht mit Fichten oder anderen Nadelhölzer aufgeforstet werden.

Kartierung

Duennfarn Uebersichtskarte 605x425Bild 4: Karte (grob) zur Übersicht der Verbreitung in der Pfalz, zum Vergrößern bitte anklickenIn der vorliegenden Karte werden 373 Fundstellen des Dünnfarns aus der Pfalz und Grenzregionen dargestellt. Die meisten dieser Stellen kartierte Christoph Stark zusammen mit Konrad Bug zwischen 1994 und 2003. 2003 publizierte Stark die Ergebnisse. In der unten genannten Publikation finden sich etwa auch Angaben zur Ökologie und zur Suchmethodik.

Eine grobe Übersichtskarte der aktuellen Vorkommen finden Sie nachfolgend. Klicken Sie auf die Karte, um eine höher aufgelöste Karte zu erhalten. Wenn Sie zu einer Nummer in der Detailkarte den Fundort wissen wollen, so klicken sie hier.

Danksagung

Wir danken dem LfU für die Bereitstellung der Kartierung von Christoph Stark in digitalisierter Form im Artenportal. Wir danken auch unseren Farnexperten, Christian Stark, und seinem Freund Konrad Bug für ihre außerordentliche arbeitsintensive Kartierung.

Weiterführende Quellen

Sehr umfangreiche Informationen, Bilder und Literaturverweise finden sich unter https://www.bfn.de/artenportraits/trichomanes-speciosum

Rasbach, H., Rasbach, K., Jéromê, C. & Schropp, G. (1999): Die Verbreitung von Trichomanes speciosum WILLD. (Peridophyta) in Südwestdeutschland und in den Vogesen.- Carolinea 57: 27-42.


Stark, Chr.: Trichomanes speciosum WILLD. (Hymenophyllaceae, Pteridophyta), ein tropischer Hautfarn als neue Pflanzenart für das Pfälzer Bergland. In: Mitteilungen der Pollichia Band 89, S. 197 -249. Bad Dürkheim, 2002.


Bennert, W.: Die seltenen und gefährdeten Farnpflanzen Deutschlands, S. 192 – 200. Hrsg. Bundesamt für Naturschutz, Bonn-Bad Godesberg, 1999.

 

Fußnoten 1 und 2

Farnpflanzen durchlaufen einen ausgeprägten Generationswechsel: Aus den Farnsporen entwickeln sich die „Prothallien“: Kleine moosartige Pflanzen, die dann „Gameten“ freisetzen. Daher nennt man diese kleinen Pflanzen „Gametophyten“. Die Gameten vereinigen sich in besonderen Wuchsbereichen der Gametophyten. Aus diesen Bereichen wächst dann erst eine junge Farnpflanze, die Wedel ausbilden kann. Da an den Wedeln die Sporen gebildet werden, bezeichnet man diese „richtigen“ Farnpflanzen als „Sporophyten.