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Naturforschung · Naturschutz · Umweltbildung

Einleitung

Der Röhrige Wasserfenchel (Oenanthe fistulosa) wird auf der neuen Roten Liste der Gefäßpflanzen von Rheinland-Pfalz (2023) als „vom Aussterben bedroht“ eingestuft. Tatsächlich gibt es aus den letzten 15 Jahren nur wenige neue Meldungen der Art. Christian Weingart hat bei seiner Kartierung „Flora zwischen Landau und Germersheim“ (siehe Weingart-Kartierung) um die Jahrtausendwende die Art an etlichen Stellen nachweisen können. 2021 wurden von Peter Thomas und Christian Weingart diese und andere von früher bekannten Wuchsorte des Röhrigen Wasserfenchels kartiert. Die Ergebnisse der ersten Kartierung wurden Anfang 2022 hier dargestellt. Weitere Angaben zur Kartierung - auch aus der Vegetationsperiode 2022 – wurden im Pollichia-Kurier 38/2: S. 19-21) veröffentlicht und in der Homepage eingepflegt. Im 2023/2024 wurde die Homepage nochmals aktualisiert.

Quellen / Danksagung

OenFis Bluete Ruth Trauth Remme 500x679Bild 1: Blüte des Röhrigen Wasser-fenchels (Foto: Ruth Trauth-Remme,13.7.2013, Eisweiher NE Ottersheim)

Neben den Geländeunterlagen von Christian Weingart wurde das Artdatenportal des Landesamts für Umwelt Rheinland-Pfalz (LfU) ausgewertet. Das LfU stellte freundlicherweise zusätzlich noch die Abfrageergebnisse der neueren Biotopkartierungen zur Verfügung. Außerdem wurden Gebietskenner und das Pfalzmuseum kontaktiert. An dieser Stelle einen herzlichen Dank an Herrn Bischoff, Herrn Dechent, Herrn Fritsch, Herrn Gorell, Herrn Hilsendegen, Herrn Keller, Herrn Kitt, Frau Kruse, Herrn Mannfeld und Herrn von Nidda. Die Pollichia-Kreisgruppe Germersheim unterstützte dankeswerterweise finanziell den Aufbau einer GIS-Datenbank. Hinweise auf die Ökologie der Art verdanken wir Anja Görger. Dank auf an das Pollichia-Homepage-Team, Herrn May und Herrn Nilz für die Übernahme ins Internet.

 

 

Die Art

OenFis red VKL 300x224Bild 2: Blätter des Röhrigen Wasserfenchels (neben Kriechendem Hahnenfuß) unter etwa 5 cm Wasser. Foto: Peter Thomas, 7.11.2021 NW Minderslachen

Blühende Pflanzen des Röhrigen Wasserfenchels sind bis zu 70 cm hoch und sofort als Doldengewächs zu erkennen (siehe Fotogalerie). Im Gebiet kommt die Art jedoch meistens steril vor. So konnten 2021 trotz intensiverer Suche an den rund 40 Stellen nur sterile Pflanzen gefunden werden. Diese sind nur 5 bis 25 cm hoch und bilden meistens mittels Ausläufer größere Flecken von gefiederten Blättern, die kleinen Blättern der Glatten Petersilie ähneln, aber nach Möhre schmecken. Erst 2022 wurden an weniger früh gemähten Standorten auch fertile Pflanzen nachgewiesen. Der Röhrige Wasserfenchel kommt im Gebiet meistens in Flutmulden nährstoffarmer Wiesen vor. Dort übersteht er sogar kurze Zeiten mit Eisbedeckung, weshalb die Art noch im Dezember nachgewiesen werden kann. Länger überflutete Pflanzen bilden Unterwasserblätter mit linealichen Zipfeln (siehe Fotogalerie S. 13).

Biotop

OenFis mit Pfeil 300x400Bild 3: Vorkommen des Röhrigen Wasserfenchels in einer temporär überfluteten Senke einer zweischürigen Wiese (Foto: Peter Thomas, 31.12.2021, SW Kandel), zum Vergrößern bitte anklicken

Während der Röhrige Wasserfenchel etwa in Bayern oder der Schweiz seine Vorkommen überwiegend an Wiesengräben hat, liegen in der Pfalz nahezu sämtliche aktuellen Vorkommen in Wiesen im Bereich von temporär wassergefüllten Mulden oder flachen Rinnen (siehe Fotogalerie S. 5). Historische Angaben zeigen aber, dass zu Zeiten als die Wiesengräben noch mit Hand (und daher relativ flach) angelegt wurden, die Art etwa in flachen Gräben der Wässerwiesen häufig war. An Standorten ohne regelmäßige menschliche Eingriffe, wie etwa an Altrheinufern, konnte die Art bei uns nicht beobachtet werden. Sie ist daher wahrscheinlich ein Archaeophyt, also eine Pflanzenart, die erst mit dem Menschen in die Landschaft der Oberrheinebene einwandern konnte.

 

 

Verbreitung in der Pfalz

Die Karte unten gibt eine Übersicht über die Verbreitung in der Pfalz. 2020 bis Januar 2024 wurde der Röhrige Wasserfenchel in der Pfalz an 43 Stellen nachgewiesen. Meistens handelt es sich um kleine bis wenige hundert Quadratmeter große Wiesenbereiche, in denen die Art vorkommt. Der Gesamtbestand umfasst nur etwa 85 Quadratmeter Blattfläche. Die größten Vorkommen finden sich aktuell in den Queichwiesen (an 17 Stellen auf 5 Kilometer Länge, hier insgesamt 23 Quadratmeter Blattfläche), zwischen Kandel und dem Bienwald (an 7 Stellen in zwei Wiesen 24 Quadratmeter), im Hirschgehege bei Freisbach (in der beweideten Uferböschung etwa 8 Quadratmeter) und in den Lauterwiesen (an 6 Stellen in drei Wiesen 5 Quadratmeter).

OenFis Uebersicht grob 700x628Bild 4: Karte (grob) zur Übersicht der Verbreitung in der PfalzAußerhalb der Vorkommen in der Pfalz gibt es in Rheinland-Pfalz aktuell allenfalls noch ein Vorkommen im Laubenheimer Ried bei Mainz, das aber seit etlichen Jahren nicht mehr nachgewiesen wurde.

 

Gefährdung und Schutz

Die Art ist recht wuchsschwach und bleibt meist niedrigwüchsig. Daher reagiert sie empfindlich auf eine intensivere Düngung. An etwas wüchsigeren Standorten besteht die Gefahr, dass der Wasserfenchel in der Sommerzeit durch die hochwüchsige Begleitvegetation ausgedunkelt wird. Zum Überleben ist dort eine zweischürige Mahd zwingend erforderlich, denn die sterilen Pflanzen werden durch eine Mahd kaum geschädigt, aber ihr Wuchsort erhält wieder viel Licht. Dank der Möglichkeit einer vegetativen Vermehrung über Rhizome und oberirdische Ausläufer muss der Röhrige Wasserfenchel nicht zur Blüte kommen. An einer Überflutungsfläche könnten auch vereinzelt vom Wasser verdriftete Rosetten beobachtet werden, so nach Rückgang der Überflutung hierdurch neue Bereiche der Senke besiedelt werden können (siehe Fotogalerie S. 15).

In besonderen Jahren mit einem ungewöhnlich nassen Sommer, wo die nassen Mulden in den Wiesen nicht gemäht werden können, findet man auch auf Heuwiesen die Pflanzen blühend.

Beim Vergleich mit der o.g. Kartierung von Christian Weingart vor 20 Jahren konnten die meisten früher kartierten Wuchsorte bestätigt werden. Erloschen sind allerdings früheren Wuchsorte außerhalb der Wiesen, an Ufern von Weihern und an Grabenrändern. Hier ist lediglich das recht große Vorkommen an einer Uferböschung im Hirschgehege Freisheim aufzuzählen.

Im Bereich der Queichwiesen erscheinen die Bestände aktuell gesichert zu sein. Allerdings nur, wenn die Wiesenwässerung und der relativ sparsame Einsatz von Kunstdünger fortdauern. Relativ ungefährdet dürften auch die Bestände nördlich und südlich des Bienwaldes sein, sofern sie weiterhin im Rahmen vom Vertragsnaturschutz bzw. der Biotopbetreuung gesichert sind. Aufgrund ihrer geringen Größe erscheinen hingegen die übrigen Vorkommen hochgradig gefährdet.

Für die Förderung und den Schutz der Art ist einerseits eine „intensive Wiesenmahd“, d. h. eine regelmäßige zweischürige Mahd (z.B. Anfang Juni und Ende August) und andererseits eine „extensive Düngung“ (keine mineralische Stickstoffdüngung der Wuchsbereiche) erforderlich. Die Vorkommen sind daher potentiell sowohl durch Intensivierung, als auch durch gut gemeinte aber zu starke Extensivierung gefährdet! Sobald sich nämlich durch temporäre Bracheperioden (z.B. „Extensivierung als Pfeifengras-Streuwiese“) eine Streuschicht bildet, haben es die Pflanzen deutlich schwerer, sich steril auszubreiten. Eine generative Verjüngung ist dann ebenfalls ausgeschlossen, denn die Samen benötigen viel Licht. Nur an zwei Stellen der Lauterwiesen waren die Standorte so nährstoffarm, dass die Art auch in einschürigen Binsen-Pfeifengraswiesen reichlich vorkam. Im Lehenbruch hingegen ist der Bestand aufgrund der aktuell lediglich einschürigen Nutzung so klein, dass hier 2022 unsererseits eine Samenentnahme angeregt wurde. Hierzu wurde eine kleine Fläche bei der Mahd ausgespart und dann „geerntet“ (siehe Fotogalerie S. 16).  Ein Teil der Samen wurde zwei Jahre später in einer halb im Wasser stehenden Wanne ausgesät und es haben sich sieben Jungpflanzen entwickelt (siehe Fotogalerie S. 20). Da sich mittlerweile aber herausgestellt hat, dann der Fortbestand im Lehenbruch zumindest an etwas niederwüchsigeren Teilflächen unkritisch ist, wurden die Pflanzen nicht ins Lehenbruch ausgebracht, sondern im Schaugarten des Pfalzmuseums angesiedelt.

Abschließend noch eine Bitte: Wenn Sie weitere aktuelle Vorkommen des Röhrigen Wasserfenchels kennen,
so melden Sie sie bitte an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. .

Ergänzende Links

  1. Allgemeine Informationen, u.a. zur weltweiten Verbreitung
    https://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%B6hriger_Wasserfenchel
        
  2. Verbreitungskarte Deutschland
    https://floraweb.de/webkarten/karte.html?taxnr=3873
        
  3. Bilder zum Röhrigen Wasserfenchel in Bayern
    https://daten.bayernflora.de/de/info_pflanzen.php?taxnr=3873
        
  4. Artenhilfsprogramm zum Röhrigen Wasserfenchel in Bayern
    https://www.lfu.bayern.de/natur/artenhilfsprogramm_botanik/merkblaetter/doc/01lfumerkblatt_oenathe_fistulosa.pdf
       
  5. Situation der Art in der Schweiz
    https://www.infoflora.ch/de/flora/oenanthe-fistulosa.html