Zur Verbreitung des Königsfarnes (Osmunda regalis) in der Pfalz
Einleitung
Der Königsfarn (Osmunda regalis) ist mit seinen bis 1,5 m langen Wedeln ein prächtiger, auffallender Farn. Die Art kommt zwar weltweit vor, ist aber in Deutschland vor allem in der norddeutschen Tiefebene öfters anzutreffen. In Rheinland-Pfalz konzentrieren sich die Vorkommen des Königsfarnes auf den Bereich der Pfalz, einige wenige Fundstellen gibt es außerdem im Hunsrück und in der Schneifel. In Baden-Württemberg, Hessen und Bayern ist der Königsfarn eine Rarität. Der Königsfarn ist in Rheinland-Pfalz stark gefährdet (Gefährdungsgrad 2) und streng geschützt.
In der Pfalz kartierte Gerhard Schulze in den 60er Jahren 36 Wuchsorte, davon 27 im Pfälzerwald und 9 in der Rheinebene (SCHULZE 1965). In SCHULZE (2003) listet er 54 weitere Funde auf, so dass von ihm insgesamt 90 Fundorte mit insgesamt etwa 2.100 Stöcken aufgeführt wurden. Im Rahmen eines Artenschutzprojekts des LfU (BRAUNER 1987) beschrieb F.-O. Brauner neben schon von Schulze angegebenen Standorten gut 20 neue Fundstellen im Pfälzerwald und in der Rheinebene.
Ökologie
Die Vorkommen in der Pfalz liegen in lichten Wäldern auf feuchten bis nassen, sauren Sand- oder Lehmböden oder auf Torf. Im Pfälzerwald sind typische Standorte Quellbereiche in Erlensumpfwäldern in Kerbtälern oder lichte, sumpfige „Quellgallen“ in südwest-exponierten Hängen sowie Hangmoore. In der Oberrheinebene liegen viele Fundstellen an Grabenrändern von Entwässerungsgräben in feuchten Waldgebieten.
Königsfarn-Pflanzen können sehr alt werden. An günstigen Standorten bildet die Art meistens auch fertile Wedel. Die Sporen sind für Farne relativ groß und werden wohl nur im näheren Umfeld des Vorkommens verweht. Trotz starkem Sporenflugs findet man benachbart zu den Pflanzen nur selten Verjüngung, auch weil zur Sporenkeimung offene nasse Stellen vorhanden sein müssen.
Gefährdung
Insbesondere Entwässerung der Standorte durch Drainage, Quellenfassung, Wegebau und Wegepflege, Nadelholzaufforstung (Fichten) oder lange Trockenperioden können Populationen zum Verschwinden bringen. So mussten nach dem heißen und trockenen Sommer 2022 an mehreren Fundorten Königsfarnstöcke mit verdorrten Wedeln registriert werden, z.T. war der gesamte Bestand betroffen.
Weitere Gefährdungen sind Eingriffe im Rahmen des Wegebaus oder der Errichtung von Rückegassen, sowie Überwucherung (Adlerfarn, Brombeeren, Gehölzaufwuchs), Wildschweine (Suhlen), Tourismus (Tritt, Ausgrabung), Überdeckung (z.B. Bachaushub oder Reisig).
Kartierung
Von Klaus Schaubel wurde – vorwiegend auf der Basis der Angaben von Schulze und der Farnkartierung von Brauner – seit über 10 Jahren eine Kartierung zum Königsfarn in der Pfalz durchgeführt. Peter Thomas überführte 2020 die Ergebnisse von Klaus Schaubel in eine QGIS-Datenbank. Die Suchgebiete für die Geländebearbeitungen 2020 und 2021 wurden um die Fundhinweise aus dem Artenfinder, dem Naturgucker und den Ergebnissen der Kartierung von Christian Weingart (s. „Weingart-Kartierung“) erweitert. Seit 2021 hat Erich Gallhuber zahlreiche Fundort-Angaben überprüft und nach gezielter Suche einige Neufunde beigetragen. Folgende Personen haben für die Datensammlung wertvolle Hinweise gegeben oder an den Kartierexkursionen teilgenommen: Rolf Altherr, Heiko Bischoff, Silke Bischoff, Franz-Otto Brauner, Martin Grund, Adam Hölzer, Martin Jung, Dagmar Lange, Ingo Körner, Michael Ochse, Patrick Pfister, Elke Reiser, Norbert Scheydt, Markus Setzepfand, Jörg Siegmund, Siegrid Schloss, Otto Schmidt und Günther Zenner.
Verbreitung in der Pfalz
Die Datenbank „Vorkommen des Königsfarns in der Pfalz“ umfasst derzeit 81 aktuelle (Nachweise ab 2010) Fundstellen, wobei ein großer Teil dieser Vorkommen mehrere Farngruppen umfasst. Von den ehemals rund 110 veröffentlichten Fundorten sind inzwischen etwa 50 - also knapp die Hälfte - verschollen bzw. konnten bei der vorliegenden Kartierung nicht mehr gefunden werden. Insgesamt wurden ab 2010 über 2.957 Stöcke der seltenen Farnpflanze gezählt. Das größte Vorkommen umfasst ca. 285 Stöcke! Die meisten Vorkommen weisen aber nur 1-30 Pflanzen auf.
Eine grobe Übersichtskarte der aktuellen Vorkommen finden Sie unten. Klicken Sie auf die Karte um eine höhere Auflösung zu erhalten. Wenn Sie zu einer Nummer in der Übersichtskarte den Fundortnamen wissen wollen, so klicken sie hier.
Ausblick
Die Farnkartierung ist noch nicht abgeschlossen. Neben der Bestandsgröße soll die Datenbank sukzessive um die Aspekte „Gefährdung“ und „Schutzmaßnahmen“ erweitert werden.
Ein Ausdruck der Königsfarn-Datenbank wird auch an die Forstverwaltungen und an die unteren Landespflegebehörden weitergegeben. Hierdurch soll u.a. verhindert werden, dass Vorkommen der gesetzlich geschützten Art versehentlich bei forstlichen oder sonstigen Maßnahmen zerstört werden.
Wenn Sie neue Vorkommen des Königsfarns kennen oder bei Schutzmaßnahmen mithelfen möchten, würden wir uns freuen, wenn Sie Peter Thomas, Hatzenbühl (unter
Literatur
Bennert, W. (1999): Die seltenen und gefährdeten Farnpflanzen Deutschlands
- Biologie, Verbreitung, Schutz.- 381 S.; Bonn-Bad Godesberg.
Brauner, F.-O. (1987): Artenschutzprojekt Farne: Osmunda regalis – Bericht im Auftrag des LfU RLP
Himmler, H. (2015): Ein Aufruf zur Suche nach dem Königsfarn (Osmunda regalis L.) in der Pfalz
– Pollichia-Kurier 31 (3): 17-19, Bad Dürkheim
Schulze, G. (1965): Die Verbreitung des Königsfarns (Osmunda regalis L.) in der Pfalz.
— Mitt. POLLICHIA, 12: 292-303, Bad Dürkheim
Schulze, G. (2003): Die Verbreitung des Königsfarns (Osmunda regalis L.) in der Pfalz
– 2. Mitteilung.— Mitt. POLLICHIA, 90: 219 - 230, Bad Dürkheim
Ergänzende Links
Allgemeine Informationen, u.a. zur weltweiten Verbreitung: Wikipedia
Artenschutzprojekt des LfU Mainz: lfu.rlp.de/de/naturschutz/artenschutz-und-projekte/artenschutzprojekte/pflanzen/koenigsfarn/
Verbreitungskarte für Deutschland: floraweb.de/webkarten/karte.html?taxnr=4058