


















































Naturschutzgebiet Lochbusch-Königswiesen
Teilreaktivierung der historischen Wiesenbewässerung 
Ein Kooperationsprojekt des NABU Neustadt/W und der Pollichia
Wässerwiesen im NSG Lochbusch-Königswiesen - ©NABU Das Gebiet südlich des Speyerbachs bei Geinsheim ist durchzogen von einem kilometerlangen Grabensystem, das einst von der Wiesenbewässerungsgesellschaft Geinsheim gepflegt und betrieben wurde. In den 70er Jahren wurde die historische Bewässerung der Wiesen aufgrund der Verschmutzung des Speyerbachs aufgegeben, in Folge verfielen die Auslassbauwerke und die Gräben trockneten aus. Durch die zunehmend wärmeren und trockeneren Sommer ist die Abnahme der Bodenfeuchte dieser Gebiete dramatisch beschleunigt, es verschwanden viele für diesen Lebensraum typische Tier- und Pflanzengesellschaften, so beispielsweise auch Brutvorkommen von Bekassine (Gallinago gallinago) und großem Brachvogel (Numenius arquata).
Das Projekt „Teilreaktivierung der historischen Wiesenbewässerung“, wird vom NABU Neustadt durchgeführt, die Pollichia übernimmt hier die Rolle der forschenden Begleitung, Begutachtung und fachlichen Unterstützung. Beide Verbände halten einen nicht unerheblichen und wachsenden Flächenanteil im NSG und arbeiten bei der Bewirtschaftung fachlich und praktisch eng zusammen. Die Reaktivierung der Wässerwiesen ist Teil des Wasserprojektes Geinsheim des NABU, dem nach Einschätzung der zuständigen oberen Wasserbehörde derzeit das größte Naturschutz-Bewässerungsprojekt in Rheinland-Pfalz. In der Endausbauphase werden 20 km des historischen Grabensystems und der angrenzenden Bereiche wieder mit Wasser versorgt.
System der Bewässerungsgräben im Naturschutzgebiet Lochbusch-Königswiesen - zum Vergrößern klickenDie von der Pollichia mit finanzieller Unterstützung der Stiftung Natur und Umwelt (SNU) aus Mitteln der Glücksspirale erworbenen Wiesen im NSG "Lochbusch-Königswiesen" sind (wechsel-)feuchte, jedoch artenarme Glatthaferwiesen. Im Frühjahr ist der Wiesen-Fuchsschwanz (Alopecurus pratensis) prägend, im zweiten Aufwuchs der Glatthafer (Arrhenatherum elatius). Als Feuchtezeiger ist die Sumpf-Segge (Carex acutiformis) frequent. Blühende Kräuter sind vergleichsweise schwach vertreten, was auf intensive Düngung in der jüngeren Vergangenheit zurückzuführen ist. Sie hat auch zu einer Artenverarmung der meisten weiteren Wiesen im nordwestlichen Teil des Naturschutzgebiets geführt; zuvor waren hier artenreiche wechselfeuchte Magerwiesen (FFH-Mähwiesen) und Stromtalwiesen großflächig verbreitet. Deren kennzeichnende Arten sind im nahen Umkreis noch mit einzelnen Vorkommen vorhanden; hierzu zählen insbesondere Pracht-Nelke (Dianthus superbus), Knollen-Kratzdistel (Cirsium tuberosum), Hartman-Segge (Carex hartmaniorum), Nordisches Labkraut (Galium boreale), Kriech-Weide (Salix repens) sowie als herausragende Raritäten das Gräben-Veilchen (Viola persicifolia) und der hier wie Westgrenze seiner globalen Verbreitung erreichende Haarstrang-Wasserfenchel (Oenanthe peucedanifolia). Auf den zu erwerbenden Wiesen selbst kommt noch die für Nass- und Stromtalwiesen typische Gelbe Wiesenraute (Thalictrum flavum) vor und zeigt die Vergangenheit der Fläche als eine solche artenreiche Wiese an. Mit dem Erwerb soll die Voraussetzung zur Wiederherstellung des früheren Zustands geschaffen werden. Die Erfolgsaussichten einer Aushagerung sind wegen der Restvorkommen wertgebender Arten im nahen Umkreis besonders gut, auch wegen der wieder hergestellten Wiesenbewässerung. Sie verbessert den Wasserhaushalt und ermöglicht den Eintrag von Diasporen.
Maßnahmen und Ziele
Raubwürger (Lanius excubitor) im Naturschutzgebiet Lochbusch-Königswiesen ©NABU Neustadt/WDas städtische Grabensystem soll auf geeigneten Abschnitten ertüchtigt werden und Ausleitungsmöglichkeiten zur gezielten Bewässerung von NABU- und Pollichia-eigenen sowie städtischen Flurstücken durch den Einbau von Plomben und verschließbaren Rohren geschaffen werden. Diese Maßnahmen konnten in 2023/24 schon auf einer ca. 10 ha großen Teilfläche umgesetzt werden. Zusätzlich hat die Etablierung einer auf Artenvielfalt ausgerichteten Bewirtschaftung hohe Priorität, durch optimierte Mahdzeiten und festgelegte, temporäre Mahdpausen.
Durch die Etablierung von Feuchtegradienten und angepasste Bewirtschaftung soll die Vielfalt an Blühpflanzen, an Insekten und Vögeln wieder angehoben werden, sodass sich die ehemals für das Gebiet typischen Pflanzen- und Tiergesellschaften wieder einstellen können. Eine Ertragssteigerung ist trotz ausbleibender Düngung durch den Eintrag von Nährstoffen gezielt durch die steuerbare Bewässerung zu erreichen.