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Naturforschung · Naturschutz · Umweltbildung

Jeden Monat ruft der ARBEITSKREIS SPINNEN alle Naturinteressierten auf, nach einer ausgewählten, gut zu erkennenden Spinnenart zu suchen und die Beobachtungen im Artenfinder RLP zu melden. So hoffen wir, deutlich mehr Informationen zur Spinnenfauna unserer Heimat zu bekommen.  

Zygiella x notata Sektorenspinne 9 1 

Im Dezember braucht man nicht sehr weit zu gehen, um unsere gesuchte Spinne zu entdecken, die Sektorspinne Zygiella x-notata: Es genügt, an Geländern, in Nischen, oder Fensterkreuzen nach einem kleineren Radnetz zu suchen, bei dem fast immer ein Sektor fehlt (2). Durch diesen Kreisausschnitt läuft ein Faden von der Netzmitte zu einem dicht umsponnenen Schlupfwinkel in Ritzen und Spalten (3), in dem dann die mittelgroße, graubraune Spinne sitzt. Im Netz sieht man die Spinne nur selten. Weibchen erreichen bis 11 mm, Männchen bis 7 mm Körperlänge. Ganz typisch ist eine deutliche Blatt-Zeichnung auf dem silbrig aufgehellten Hinterleib (1) und unterseits ein dunkles, gelb gesäumtes Band (4). 

Zygiella x notata Sektorenspinne 1  2  Zygiella x notata Sektorenspinne 3  3 Zygiella x notata Sektorenspinne 5 4

Sektorenspinnen leben nahezu ausschließlich im Siedlungsbereich des Menschen (synanthrop). Sie sind ziemlich häufig und als effektive Insektenjäger an Gebäuden ein ausgesprochen "nützlicher" Mitbewohner des Menschen. Aber da gibt es noch mehr Interesantes:  

Das namengebende Netz mit dem fehlenden Sektor ist in unserer pfälzischen Spinnenfauna einzigartig. Es ist evolutionär wohl eine Optimierung des klassischen Radnetzes, wie wir es beispielsweise von der Gartenkreuzspinne kennen, die ja auch oft in einem sicheren Schlupfwinkel auf Beute lauern und mit ihren Vorderbeinen einen Signalfaden halten, der ihnen jede Erschütterung im Netz meldet - also auch jedes Beutetier - ohne dass die Spinne offen und für Feinde leicht greifbar im Netz sitzen muss. Der frei bleibende Sektor von Zygiella x-notata bietet vermutlich zwei Vorteile: Zum einen spart die Spinne Seide als Baumaterial und zum zweiten könnte der frei verlaufende Signalfaden Vibrationen vermutlich  effektiver übertragen. Doch Zygiella x-notata ist keineswegs unflexibel: Bei einem Winkel von über 40° zwischen Netzebene und Signalfaden - bei einem versetzt liegenden Versteck - wird der Sektor meist normal ausgesponnen (Bellmann 2001). Ein unvollständiges Radnetz wäre bei seitlichem Zug des Signalfadens wohl zu instabil und die Übertragung schwierig. Auch Jungtiere bauen anfangs ein komplettes Netz und sind auch tagsüber in der Netzmitte zu finden (Bellmann 2010).

Das Männchen stellt zur Balz einen "Werbefaden" her, mit dessen Hilfe es das Weibchen durch Zupfen der ersten beiden Beinpaare anlockt. Dabei werden abwechselnd nur die Beine einer Körperseite benutzt. Die Paarung dauert eine knappe halbe Minute, wobei die Tasterblase der Pedipalpen nur einmal anschwillt. Allerdings können nach weiterer Werbung bis zu 20 weitere Paarungen folgen. Erst danach muss das Männchen seinen Spermavorrat in den Pedipalpen erneuern (Bellmann 2010). Männchen wird man jetzt im Dezember kaum noch finden. Sie sterben kurz nach der Paarung. Die Weibchen legen im Herbst 4-5 gelbliche Eikokons in Ritzen und Nischen ab.

Die Sektorspinne Zygiella x-notata ist ein gutes Beispiel, dass ganz häufige und eher unscheinbare Spinnen in direkter Umgebung des Menschen für aufmerksame Naturbeobachter doch einiges Interessantes bieten. 

Weitere Informationen: https://wiki.arages.de/index.php?title=Zygiella x-notata

Bildquellen: (1)+(4): W. Braunstein - (2)+(3): Vanessa Oehmig

Bellmann H (2001): Kosmos-Atlas Spinnentiere Europas. Frankh-Kosmos Verlag. ISBN 3-440-09071-X, 304 S.

Bellmann H (2010): Der Kosmos Spinnenführer: Über 400 Arten Europas. Kosmos. 1. Auflage. ISBN 3-440-10114-2, 429 S.