Meldeaktion "Spinne des Monats August 2024": Wespenspinne Argiope bruennichi
Jeden Monat ruft der ARBEITSKREIS SPINNEN alle Naturinteressierten auf, nach einer ausgewählten, gut zu erkennenden Spinnenart zu suchen und die Beobachtungen im Artenfinder RLP zu melden. So hoffen wir, deutlich mehr Informationen zur Spinnenfauna unserer Heimat zu bekommen.
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Erneut suchen wir nach einer auffälligen Radnetzspinne (Araneidae), deren Vertreter radförmige Fangnetze mit Nabe, Speichen und Fangspirale bauen. Die schwarz-gelbe „Wespenfärbung“ beim erwachsenen Weibchen (1) dieser großen Spinne (bis 20mm Körperlänge) macht diese Spinne unverwechselbar. Die Männchen sind viel kleiner und schlanker mit dünnem gelblichem Hinterleib (2).
Die Wespenspinne besiedelt Wiesen und an Böschungen, dort, wo es auch zahlreiche Heuschrecken gibt – ihre Hauptbeute. Bewaldete Biotope werden gemieden. Oft findet man die Spinnen kolonieartig zu mehreren nah beieinander. Die Wespenspinne baut ihr Radnetz maximal kniehoch zwischen Gräsern und aufragenden Kräutern und sitzt fast immer im Zentrum dieses Fanggespinstes.
Neben der einzigartigen Färbung ist ein auffälliges senkrechtes weißes Zickzackband - das Stabiliment - im Netz und ein übersponnenes Netzzentrum arttypisch für diese Radnetzspinne. Bei Störung versetzt die Spinne ihr Netz in Schwingung oder lässt sich zu Boden fallen und verkriecht sich am Boden. Beutetiere, die ins Netz geraten, werden blitzschnell in ein breites Seidenband eingewickelt, so bewegungsunfähig gemacht und oft als Vorrat im Netz aufgehängt. (3)
Argiope bruennichi scheint verschiedene Strategien einzusetzen, um ins Netz geratene Beute zu überwältigen. Mittelgroße bis große Beutetiere wie Heuschrecken werden, mit Ausnahme von Schmetterlingen, in der Regel zuerst sorgfältig mit Spinnseide eingewickelt und dann per Giftbiss getötet. Bei sehr kleinen Beutetieren bleiben vor dem Verzehr das Einwickeln und der Giftbiss aus. Schmetterlinge werden in den meisten Fällen zuerst gebissen und dann mit Spinnseide eingewickelt, wohl, weil Schmetterlinge aufgrund ihrer sich leicht ablösenden Flügelbeschuppung in der Lage sind, rasch aus Spinnennetzen zu fliehen. (Nyffeler & Benz 1982)
Im Spätsommer baut das Wespenspinnenweibchen nacheinander mehrere fast nussgroße Eikokons - sogenannte "Tabaksbeutel" - zwischen Gräser (4), in denen die Jungspinnen gut isoliert überwintern, um dann im späteren Frühjahr - frühestens nach den letzten Frösten - herauszukommen und mit in einem bemerkenswerten Tempo heranzuwachsen. Die parallele Entwicklung zu Grashüpferpopulationen ist augenfällig.
Argiope bruennichi ist die einzige Vertreterin einer ansonsten sub-tropisch und tropischen Radnetzspinnengattung nördlich der Alpen. Schon seit Jahrzehnten, ca. seit 1920, wurde ihre Ausbreitung aus den Wärmeinseln des deutschen Südwestens in ganz Deutschland und darüber hinaus beobachtet und dokumentiert. Klimaveränderung, aber auch genetische Anpassung, sind hier begünstigende Faktoren. So ist der, von der Spinne mit einer Gespinstwolle besonders isolierte Kokon unserer Wespenspinne der einzige seiner Art innerhalb dieser Gattung.
Auch das ZDF hatte diesen Monat eine Meldung zur Wespenspinne: https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/wespenspinne-ausbreitung-deutschland-100.html
Weitere Informationen: https://wiki.arages.de/index.php?title=Argiope_bruennichi
Bildquellen: (1): W. Braunstein